Mitmischerinnen: 11 Fragen an Stevie & Käthe
Wer wuselt hinter den Kulissen der Solawi Superschmelz und wer sind diese Menschen auf dem Acker? In dieser Reihe kommen aktive Solawistas zu Wort. Heute: Stevie und Käthe, Vorstand des Solawi Superschmelz e.V.
Was tust du bei der Solawi Superschmelz?
Stevie: Ich habe 2017 gemeinsam mit Wolfgang Gerull, dem Gründer der Solawi Nordheide, den Aufbau einer Solawi in Wilhelmsburg ausgeheckt; gemeinsam mit unserer Planungsgruppe haben wir dann 2018 in Wilhelmsburg Mitglieder geworben und Depots und die Verteilung organisiert. Gemeinsam mit Käthe betreibe ich in Wilhelmsburg das Projekt “Minitopia – Spielplatz urbaner Selbstversorgung”, das ist auch quasi das Zuhause der Solawi in Wilhelmsburg, hier finden Infotreffen Bietrunden und unser monatliches Plenum statt. 2019 haben wir aus der Solawi Nordheide/Wilhelmsburg den Verein Solawi Superschmelz e.V. gegründet, bei dem ich jetzt gemeinsam mit Käthe und Sönke im Vorstand bin, d.h. wir haben die schnöde Verwaltungsarbeit am Hals. Ansonsten sind natürlich Bildungsangebote zu Selbstversorgung und nachhaltiger Landwirtschaft unser Thema, das wir dieses Jahr auch in der Solawi noch ein bisschen ausbauen werden.
Käthe: Wir hatten uns für Minitopia immer eine Solawi als wichtigen Baustein der Selbstversorgung gewünscht. Als Wolfgang damals um die Ecke kam, waren wir natürlich sofort begeistert, direkt einsteigen zu können und haben in Wilhelmsburg ordentlich die Werbetrommel gerührt. Im neuen Superschmelz e.V. bin ich Teil des Vorstands und die Kassenwärtin. Ich schaue also so gut ich kann auf die Zahlen.
Warum bist du Solawista?
Stevie: Weil das für mich ein absolutes Zukunftskonzept ist (wenn auch eigentlich uralt). Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, hab mitbekommen, wie es Kleinbauern immer schwerer gemacht wird zu überleben. Die zu unterstützen und Alternativen zur Agrarindustrie aufzuzeigen, das ist mein Interesse. Und natürlich möchte ich selbst gesunde Lebensmittel essen, die nachhaltig und fair angebaut wurden.
Käthe: Ein ganz wichtiger Punkt ist für mich die verpackungsfreie Versorgung mit frischen Lebensmitteln und zu wissen, wo unser Essen eigentlich herkommt. Aufzuzeigen, dass man einen vielfältigen Speiseplan mit regionalem Gemüse haben kann. Genauso wichtig und schön finde ich die Gemeinschaft, die dahinter steht und fleißig daran arbeitet, dass dieses Gemüse in die Depots kommt. Und die Wertschätzung der Solawistas für diese Arbeit. Es schmeckt dadurch einfach besser!
Wo können Solawistas dich treffen?
Stevie: Am besten auf Minitopia, da bin ich fast rund um die Uhr. Unter der Woche haben wir Schulkurse und feste Gruppen, aber am Wochenende haben wir immer ab 13 Uhr OpenDoor und da bin ich meistens auch vor Ort.
Käthe: Ich hoffe, dass ich es ab und zu mal auf den Acker schaffe, auch wenn der Hof Quellen nicht gerade ums Eck für mich ist. Ansonsten bin ich natürlich auf Minitopia zu finden.
Warum sollten andere Solawistas dich auf dem Acker besuchen kommen?
Stevie: Ich bin leider gar nicht so oft auf dem Acker, ich bin in der Solawi ja leider eher Schreibtischtäter. Aber wenn man mich mal auf dem Acker trifft, dann bestimmt mit einem dicken Lächeln im Gesicht. Ist doch ein guter Grund für einen Besuch, oder?
Käthe: So wie Stevie bin auch ich leider eher selten auf dem Acker. Aber ihr könnt mich gerne am Schreibtisch treffen, wir schnacken bei einer leckeren Schorle und bummeln dann durch unseren Minitopia-Garten. Der ist auch sehenswert 😉
Was sind für dich die wichtigsten Bausteine für eine nachhaltige Welt?
Stevie: Ich richte mich nach den Prinzipien der Permakultur: earth care, people care, fair share. Auf Minitopia testen wir nach diesen Prinzipien diese ganzen Trends wie Urban Farming, DIY, Upcycling oder Share Economy auf ihre Alltagstauglichkeit. Für den Erfolg ist es eben ganz wichtig, auf lokaler Ebene wieder Gemeinschaften aufzubauen. Dazu gehört natürlich auch unsere Solawi. Für den/die Einzelne/n ganz konkret im Alltag anwendbar sind die 5 Rs: Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot. Unsere Assistentin Charly hat für Minitopia einen tollen Artikel dazu geschrieben. Damit steht der erste Weltfrieden quasi schon vor der Tür.
Käthe: Empowerment! Das bedeutet für mich, den Leuten zu zeigen wie stark und wichtig sie für die Gestaltung der Welt sind. Jede/r kann etwas bewirken und tut es im Grunde jeden Tag. Entweder indem ich den Kopf in den Sand stecke und andere die Welt gestalten lasse, die auch mich betrifft. Oder eben indem ich aktiv werde, mich mit Leuten treffe, austausche, lerne und Spaß dabei habe. Ich denke unsere Gesellschaft muss weg von diesem falschem Pflichtbewusstsein, hin zu einer „Ich habe Bock drauf”-Einstellung. Wer sagt, dass Nachhaltigkeit keinen Spaß macht und nur Verzicht bedeutet oder man selbst doch nichts bewegen kann, ist auf dem Holzweg. Auf Minitopia schaffen wir Räume und Möglichkeiten, dass die Leute ihr eigenes Potential erkennen. Die Öko Botschaften fließen ganz nebenbei mit ein 😉
Welche Werte sind dir wichtig?
Stevie: S.o. zur Permakultur. Betonen möchte ich vielleicht das Thema Toleranz. Jeder hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Tempo, sein eigenes “Mindset”. Ich möchte selbst nicht vorverurteilt werden und möchte das auch niemand anderem antun. Man muss nicht mit jedem Menschen einig sein, aber Verständnis für andere Perspektiven ist schon hilfreich, um Konflikte nicht ausarten zu lassen. Da fass ich mir immer wieder an meine eigene Nase.
Käthe: Authentizität und Akzeptanz sind für mich unersetzlich im gemeinsamen Umgang mit Menschen und Situationen. Wenn wir uns alle mehr Zeit lassen die Menschen und Dinge um uns herum zu verstehen, ließen sich viele Schwierigkeiten leichter lösen.
Was wünschst du dir für diese Gemüsesaison?
Stevie: Glückliche Solawistas, glückliche GärtnerInnen, gesunde Pflanzen und lebendiger Boden. Und natürlich ein ausgeglichenes Budget 😉
Käthe: Dass alles grünt, wächst und blüht. Nicht nur unsere Pflanzen, sondern auch die Solawi als Gemeinschaft.
Worüber freust du dich?
Stevie: Dass wir es bis hierhin geschafft haben und dass wir gemeinsam so viel positive Energie erzeugen.
Käthe: Dass endlich der Frühling da ist und wir richtig loslegen können. Aber auch über jede/n der/die sich bei der Solawi einbringt, egal in welchem Umfang.
Wofür bist du dankbar?
Stevie: Dass ich so viele tolle Menschen kennenlernen durfte!
Käthe: Für meine Familie
Was ist dein Lieblingsgemüse und warum?
Stevie: Ich liebe Knollengemüse, weiß nicht warum, vielleicht erdet mich das irgendwie. Und ich mag alles woraus man ein Pesto herstellen kann.
Käthe: Als Kind habe ich meiner Mama immer gesagt, den Fenchel im Gewächshaus können die Schnecken ruhig essen, weil ich den nicht mochte. Heute finde ich es unglaublich lecker einen rohen Fenchel aus meinem Garten zu futtern. Aber generell mag ich alles was bunt ist.
Wenn du ein Gemüse wärst, welches wäre es?
Stevie: Ich geh immer ziemlich schnell mit einer Idee in die Aktion, vielleicht wär ich ein Radieschen oder so. Da kommt ganz schnell das Blattgrün sichtbar nach draußen und drinnen bilde ich dann so ganz geheim die dicke Frucht.
Käthe: Schwierige Frage. Vielleicht eine Zuckererbse. Ein bisschen verschlossen, aber mit geballtem Inhalt.