Mitmischerin: 6 Fragen an Sonja
Wer wuselt hinter den Kulissen der Solawi Superschmelz und wer sind diese Menschen auf dem Acker? In dieser Reihe kommen aktive Solawistas zu Wort. Heute: Sonja, aktiv in der Planungsgruppe und Kommanditistin der KG.
Was tust du bei der Solawi Superschmelz?
Ich war Teil der kleinen Gruppe, die im Herbst 2017 angefangen hatte sich darum zu kümmern, solawistisches Gemüse auch nach Wilhelmsburg zu bringen und hatte mich u. a. um Depotsuche im Reiherstiegviertel und die Erweiternung unserer Planungsgruppe gekümmert.
Jetzt wusel ich als Mitglied der Planunsgsgruppe mal mehr mal weniger im Hintergrund unserer Solawi umher, bin eine der Kommanditistinnen unserer KG ‘Solidarhof Nordheide’ und kümmere mich auch um Vernetzung mit anderen Solawis, Initiativen und Organisationen.
Wo können Solawistas dich treffen?
⁃ Planungsgruppentreffen (meistens)
⁃ ganz manchmal beim Helfen auf dem Acker
⁃ auf der Bühne oder in Kitas mit meinen Kindervorstellungen
⁃ beim Zukunftsrat Hamburg
⁃ bei Veranstaltungen zur Vernetzung von Solawis
Warum sollten andere Solawistas dich auf dem Acker besuchen kommen?
Sie sollten unsere tolle Gärtner*innen besuchen und Gemüseanbau körperlich erfahren. Ich komme viel zu wenig dazu. ;-(
Worüber freust du dich?
Über all die netten Begegnungen in und ums Depot im Reiherstieg. Und über neue Freundschaften und Kooperationen in und über die Solawi.
Warum bist du Solawista?
Die Zerstörung unserer biologischen Lebensgrundlagen macht mir große Sorgen. Neben meiner Tätigkeit als Schauspielerin und Theaterschaffende (u.a. als ‘Theater Mimekry’ Vorstellungen für Kinder zu Themen wie Insekten, biologische Vielfalt) studiere ich Umweltwissenschaften und bin aktiv als einer Sprecher*innen des Hamburger Zukunftsrates.
Die Dringlichkeit und der Handlungsbedarf sind riesig – gleichzeitig sind die Strukturen unseres Wirtschaftens in großen Teilen nicht nachhaltig. Solidarische Landwirtschaft kann da in vielerlei Hinsicht einen Gegenentwurf schaffen und das derzeitige Marktversagen bei der Lebensmittelversorgung sichtbar und erfahrbar macht.
Ein konkretes Beispiel macht den Unterschied deutlich: Die Zucchini mit leichtem Hagelschaden müssen nach der herkömmlichen Wirtschaftsweise weggeschmissen werden – wir verteilen sie einfach! Herkömmliche landwirtschaftliche Betriebe müssen Produkte verkaufen um finanzielle Gewinne zu erwirtschaften, Solidarische Landwirtschaft finanziert gemeinsam die (Teil-)Versorgung mit Gemüse aus lokaler Landwirtschaft. Außerdem schaffen wir eine Gemeinschaft, in der sich Menschen unterstützen (oder versuchen es eben so gut wir können :-)), was hoffentlich als Gegengewicht zu Populismus und Verdrossenheit wirken kann.
Ui, das sind große Worte was, aber hier liegt tatsächlich meine Motivation.
Was sind für dich die wichtigsten Bausteine für eine nachhaltige Welt?
Klimaschutz, Erhalt der biologischen Vielfalt, Schutz der Ackerböden, globale Gerechtigkeit (Hunger ist in erster Linie eine Verteilungsfrage).
Auf naturwissenschaftlichen und technischen Gebieten wissen wir eigentlich schon lange genug. Wir brauchen dahingegen viel mehr Aufmerksamkeit für nachhaltige Lebensweisen (Lesetipp: ‘Imperiale Lebensweisen’ von U. Brand und M. Wissen) und vor allem sozial-psychologische Veränderungen. Es müsste einfach unglaublich uncool sein, zu fliegen oder SUV zu fahren etc. Das ist doch nicht undenkbar?
Und wir brauchen Entwürfe und Experimente für ein nicht auf Wachstum basiertes Wirtschaften, das sich an Bedürfnissen und ökologischen Rahmenbedingungen orientiert und nicht an Verkaufszahlen! Das BIP (BruttoInlandsProdukt) ist kein Indikator für das Wohlergehen der Menschen, wird aber meist als DER Erfolgsnachweis präsentiert. Und das soll dann auch noch immer weiter wachsen? Ich frage mich immer wieder, wie intelligente hochgebildete Menschen glauben können, dass es in einer endlichen Welt unendliches Wachstum geben kann. Solange wir dieses Paradigma nicht hinterfragen, wird unsere Welt nicht nachhaltiger werden. Davon bin ich mittlerweile überzeugt.
Schrumpfen wird das Ganze früher oder später ohnehin, also besser: ‘Degrowth by design and not by desaster’.
Solawi ist für mich am Ende tatsächlich einer der jetzt schon sehr weit praktisch umsetzbaren Gegenentwürfe, die eben sogenannte ‘starke’ Nachhaltigkeit ermöglichen. Außerdem findet hier eine Gemeinschaftsbildung statt die vielleicht wirklich einmal lebenswichtig werden könnte.