Ackerwissen: Ohne Fruchtfolge kein Bio-Anbau
Fruchtfolge oder -wechsel meint den Anbau verschiedener Pflanzen in einer festen Reihenfolge auf dem selben Stück Land. In einem etablierten System wandert Jahr für Jahr eine bestimmte Pflanzenart von einem Feld auf das nächste, bis sie schließlich nach X Jahren wieder auf der Ausgangsfläche ankommt. Im Falle einer zwölfgliedrigen Fruchtfolge wäre das nach zwölf Jahren der Fall. Die dazwischen liegenden elf Jahre wäre der Boden mit wechselnden, aufeinander abgestimmten, sich gegenseitig fördernden Pflanzen aus verschiedenen Familien und mit verschiedenen Ansprüchen, Vor- und Nachteilen bestellt. Ein einfaches Beispiel wäre der Anbau von Klee und Gräsern im ersten Jahr, gefolgt von Kohl, Getreide und Kartoffeln in den Jahren 2, 3 und 4.
Das Gärtnern in Fruchtfolgen hat zahlreiche Vorteile:
- Der Boden wird je nach Pflanze zu verschiedenen Zeiten im Jahr bearbeitet, was unerwünschte Beikräuter im Zaum hält.
- Es werden verschiedene Pflanzenfamilien und damit beliebte oder unbeliebte Wirtspflanzen angebaut, so dass die Übertragung von Pflanzenkrankheiten durch Reste im Boden stark eingeschränkt wird und unerwünschte Populationen kleiner und kleinster Tiere (“Schädlinge”) geschwächt werden
– dem Boden werden wechselnde Mengen der Hauptnährstoffe entzogen und (durch Wurzel- und Ernterückstände) zugeführt. - Pflanzen, die viele Ernterückstände (z.B. Kohl mit seinem Strünken und Blättern) bzw. viel Biomasse (z.B. Klee und Gras) hinterlassen, liefern dem Boden Material für seinen Humus und den danach angebauten Pflanzen wertvollen Dünger in Form der Biomasse, die von den Bodenlebewesen zerkleinert wird
– neben Pflanzen mit flachen und mittellangen Wurzeln sollten in einer guten Fruchtfolge auch Tiefwurzler (z.B. Ölrettich, Senf oder Luzerne) angebaut werden, damit Wasser und Nährstoffe aus den tiefen Bodenschichten nach oben transportiert und den Pflanzen verfügbar gemacht werden. - Fruchtfolgen sollten wenn irgend möglich Pflanzen aus der Familie der Leguminosen enthalten, denn Klee, Bohnen, Erbsen, Wicken und Co. binden Stickstoff, den Haupt-Pflanzennährstoff, aus der Luft. Um dem Boden Dünger zuzuführen sind also neben der Luft nur zwei Dinge nötig: Leguminosen-Saatgut und Arbeitskraft (Bodenbearbeitung, Aussaat und Pflege der Leguminosenpflanzen, z.B. Bewässerung oder Unkrautregulierung, sowie Einarbeitung der Pflanzen in den Boden rechtzeitig vor der Folgekultur). Dieses kleine ökologische Wunder wird uns in der Rubrik Ackerwissen noch häufig beschäftigen.
Warum unser Solawi-Acker besonders auf eine gute Fruchtfolge angewiesen ist, erfahrt ihr nächste Woche in der Folge “Das Kreuz mit den Kreuzblütlern”.
Bild: Blühstreifen auf dem Acker, Nicole Laka
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