
Ackerwissen: Die beste aller Fruchtfolgen
Im letzten Ackerwissen-Beitrag wurde vorausgeblickt aufs Jahr 2023, indem wir die Chance haben werden, unsere Anbauflächen zu vergrößern und zukunftssicher zu machen. Eine größere Fläche bedeutet auch, dass wir andere Pflanzen in anderen Mengen anbauen können und müssen. Unser Ziel ist dabei nicht primär die Steigerung der Gemüsemenge, sondern die Schaffung von möglichst langen Phasen, in denen sich der Boden erholen kann und das Bodenleben durch passenden Bewuchs gefördert und ernährt wird.
Eine solche Abfolge von produktiven und regenerativen Phasen auf dem Acker wird Fruchtfolge genannt und die meisten Gärtner*innen sind sich einig darüber, was eine perfekte Fruchtfolge ist: eine sogenannte landwirtschaftliche Fruchtfolge. Das heißt, die Gärtnereiflächen können innerhalb einer landwirtschaftlichen Fruchtfolge (mit-)rotieren. Die kann z.B. so aussehen: wo heute Futtergras und Klee wuchs, kann nächstes Jahr Gemüse stehen; auf Gemüsenanbau kann dann Getreideanbau folgen, im Anschluss vielleicht Kartoffeln oder Mais und zum Schluss ein Wintergetreide, gefolgt von schnellwachsenden Pflanzen zum Bodenaufbau, bevor es dann mit Gemüse wieder von vorne los geht.
Eine solche landwirtschaftliche Fruchtfolge hat u.a folgende Vorteile:
- Der Anbau wird vielfältiger, es kommen Pflanzen aus den Acker, die sich sonst nie oder nur selten auf Gärtnerei-Flächen finden. Dadurch werden Krankheiten, Unkräuter und Schädlinge minimiert, weil sie dank ganz unterschiedlicher Pflanzenarten und Wuchsdauern wenige Vermehrungsmöglichkeiten haben. (siehe auch „Das Kreuz mit den Kreuzblütlern“)
- Die genannten positiven Effekte kommen auch der landwirtschaftlichen Seite zu gute, die ihre Fruchtfolge mit Gemüse „auflockert“ und vielfältiger macht.
- Da Getreide, Futter, Kartoffeln etc. meist auf viel größeren Flächen angebaut werden als einzelne Gemüsearten oder auch -familien, kommt der Acker in den gemüsefreien Jahren in den Genuss einer einheitlichen Bestellung. Es wird also nicht von April bis Oktober quasi permanent an verschiedenen Stellen gepflanzt, gesät und geerntet, wie das in einer Solawi- oder Marktgärtnerei der Fall ist. Stattdessen wird der ganze Acker in einem Rutsch eingesät und dann auch einheitlich abgeerntet. Das ermöglicht die effiziente Ausnutzung der Zeitfensters von der Ernte bis zur Aussaat der nächsten landwirtschaftlichen Kultur. Diese „unproduktive Phase“ kann als regenerative Phase genutzt werden, indem eine Zwischenfrucht (auch: Gründüngung) eingesät wird, die dann einige Monate hilft, den Boden zu beleben und fruchtbar zu halten – bis wieder die nächste „Produktivkultur“ folgt. Der Aufwand hierfür ist gering, es muss nur einmal geplant, einmal auf das richtige Wetter, die richtige Aussaatmenge etc. geachtet werden.
In einer Fruchtfolge, die primär Gemüse beinhaltet ist dieser so wichtige Zwischenfruchtanbau für kleinstrukturierte Gärtnereien wie unsere mit viel mehr Aufwand verbunden. Denn mindestens alle 14 Tage werden Teilflächen abgeerntet und wollen mit Zwischenfrüchten bestellt werden; analog müssen ebenfalls mindestens alle zwei Wochen andere Teilflächen aus der Phase der Regeneration gerissen und in die Produktion integriert werden, d.h. die (hoffentlich) dort wachsende Zwischenfrucht muss rechtzeitig durch Bodenbearbeitung umgebrochen werden, um Platz für das Gemüse zu schaffen. Immer gilt es, das Wetter im Blick zu behalten, das für die Bodenbearbeitung eher trocken sein soll, während eine Aussaat idealerweise kurz vor dem Regen erfolgt.
Um möglichst viel Bodenaufbau und -erholung zu erreichen, gilt also: Je „gemüsiger“ die Fruchtfolge, desto mehr Aufwand und „Klein Klein“; je landwirtschaftlicher, desto einfacher, schneller und effizienter.
Übrigens: Warum Fruchtfolge im Bio-(Gemüse-)Anbau so wichtig ist, könnt ihr hier nachlesen.
Bild: Wo von 2016 bis 2019 Gemüse wuchs wächst 2020 Klee und Gras. / Wendelin Sandkühler
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