Ackerwissen: “Die beste aller Fruchtfolgen” – und warum sie für uns keine Option ist
Im letzten „Ackerwissen“ wurde das Loblieb auf eine „landwirtschaftliche“ Fruchtfolge mit viel Getreide, Klee, Gräsern etc. gesungen, in der Gemüse z.B. nur alle vier bis fünf Jahre auf dasselbe Feld kommt. Kenner*innen der Solawi wissen, dass unser „Mutterbetrieb“, der Biohof Quellen bereits seit Generationen eine ebensolche Fruchtfolge praktiziert, seit über 15 Jahren sogar in ökologischer Wirtschaftsweise. Warum tun sich Solawi und Quellener Landwirtschaft in Sachen Fruchtfolge also nicht einfach zusammen?
Theoretisch könnten sich die Fruchtfolge des Biohofs Quellen mit Futter-, Getreide- und Kartoffelanbau und unsere Gemüsefruchtfolge ergänzen und insbesondere der Gemüsenanbau würde profitieren. Praktisch werden wir uns aber wohl mit einer bescheidenden Erweiterung unserer Ackerflächen ab 2023 begnügen müssen (s.o.). Das liegt zum einen daran, dass eine solch enge Kooperation von zwei getrennten Betrieben nicht kompatibel mit den Regularien für wichtige Landwirtschaftssubventionen ist (unter anderem weil Gärtnereien intensiver düngen müssen). Zum anderen müssen gerade in Zeiten des Klimawandels Gemüseanbauflächen eigentlich zwingend mit einer Bewässerung ausgestattet sein; Am Standort Quellen kommt noch das Thema Wildschutzzaun hinzu. Zu beidem haben wir schon per „Ackerpost“ berichtet. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass durch trockene und heiße Jahre auch das natürliche Nahrungsangebot der Rehe knapper wird – und damit der Anreiz stärker, ins Gemüse auszuweichen. Je besser, weil abwechslungsreicher unser Fruchtfolge also sein soll, desto mehr verschiedene Flächen müssen also gemüsetauglich ausgerüstet werden, was verbunden ist mit hohen Ausgaben im Bereich Bewässerungstechnik, Zaunbau oder Wild-Schutz des Gemüses mit Hilfe von Netzen.
Kurz- und mittelfristig heißt das für uns, dass wir als unseren gärtnerischen Ehrgeiz in eine Fruchtfolge stecken müssen, die auch auf unseren begrenzten und klein-strukturierten Flächen möglichst viel zur Bodenfruchtbarkeit beiträgt.
Langfristig stellt sich die Frage, ob nicht Landwirtschaft und Solawi noch viel stärker kooperieren könnten, um die bürokratische Trennung der Flächen nach Betrieben aufzuheben.
Könnte vielleicht eines Tages auch der gesamte Biohof Quellen nach einem solidarischen Prinzip bewirtschaftet und von vielen Menschen getragen werden?
Bild: (Solawi-)Gemüsefelder sind meist vielfältig bepflanzt und kleinstrukturiert, wie z.B. auf unserem Feld oben aus 2018 / Fotograf: Wendelin Sandkühler