Ackerwissen: Frau Rosenkohl ist innen hohl
Wie Hohn klinge(l)n derzeit die Spottrufe des berühmten Sams’ in den Ohren der Gärtner*innen, wenn sie sich dem Kohlfeld nähern: Frau Rosenkohl ist innen hohl… Frau Rosenkohl ist innen hohl!
Wie Recht das Sams hat, offenbarte sich diese Woche bei einer erneuten Schadensbegutachtung im Rosenkohl. Die Rosenkohl-Strünke knicken, kaum haben wir sie berührt, um die oberen Röschen zu begutachten, einfach weg wie Gummi. Strünke wohlgemerkt, die in gesundem Zustand nur mit einer guten Astschere zu durchtrennen sind!
Dann der nächste Schock: Tausende Röschen sind – nicht erfroren, sondern vertrocknet! Die obersten Röschen-Etagen (heißt wirklich so im Fachjargon!) sind am verdörren, obwohl sie den Frost, geschützt durch Blätter, ganz gut überstanden. Bei den ersten Ernten im Dezember und Januar haben wir genau diese obersten (und noch sehr kleinen) Röschen extra stehengelassen, damit sie weiterwachsen und uns eine hübsche März-Ernte bescheren…
Das Problem liegt weniger darin, dass der Strunk des Rosenkohls “innen hohl” ist – leicht hohl sind durchaus viele Rosenkohl-Strünke. Was unseren frischen Rosenkohl-Röschen den Garaus macht sind die vom Frost ‘gesprengten’ Leitungsbahnen. So konnte sei Wochen kein Wasser mehr nach oben transportiert werden und die Röschen vertrocknen.
Glück im Unglück haben wir mit dem Rosenkohl, dessen erste Ernte eigentlich für Anfang Februar geplant war und vom Frost vereitelt wurde (ca. 1/3 der Gesamtmenge). Auf den ersten Blick bietet auch der ein trostloses Bild: alle sichtbaren Röschen sind braun geworden und wegen Frostschäden nicht mehr genießbar! Die Strünke aber stehen noch wie eine Eins. Somit sind auch die oberen Röschen, verborgen und geschützt durch Blätter, noch vital – so dass wir zumindest diese noch an einige Solawistas verteilen können.

Warum sind die Leitungsbahnen nun beim unbeernteten Rosenkohl zumindest teilweise noch intakt? Vermutlich haben die dicht an dicht wachsenden unteren Röschen den Strunk vor dem schlimmsten Frost bewahrt, also wie eine Isolierschicht gewirkt. Somit ist zumindest der Strunk noch lebendig und kann die obersten Rosenkohl-Röschen versorgen – hinüber sind allerdings Zehntausende von tiefer sitzenden Röschen. Sie isolierten “ihren Strunk”, der sie monatelang mit Wasser und Nährstoffen versorgte – und ließen so ihr Leben in eisiger Nacht.
Fazit: Schlimmer Frost lässt Rosenkohl nicht nur erfrieren, sondern auch vertrocknen.