Ackerwissen: Gemüse mit Verspätung
Die Ernten aus dem Freiland sind in diesem Jahr oft traurig und mager. Hauptgrund: der kälteste April seit 44 Jahren, ein ebenfalls zu kalter, zu dunkler und an unserem Standort viel zu nasser Mai. Manches frühes Freiland-Gemüse ist deshalb gar nichts geworden wie etwa Radieschen, Rübchen, Asia-Salat, anderes nur sehr unansehnlich gediehen wie Pak Choi und Spinat. Das schlechte Wetter hat außerdem das Wachstum vieler Pflanzen stark verlangsamt. Trotz identischer Pflanz- und Säzeitpunkte konnten wir unser Gemüse in den vergangenen Jahren fast immer mehrere Wochen früher das erste Mal ernten als in dieser verregneten Saison.
Frühlingszwiebeln z.B. gab es 2019 bereits am 24. Mai das erste Mal – 2018 und 2020 war Ende Mai die erste Lieferung angesagt. Dieses Jahr sind sie also drei oder sogar vier Wochen langsamer!
Kohlrabi waren in den vergangenen drei Jahren in der ersten Juniwoche das erste Mal erntereif (2019 sogar Ende Mai) – auch hier rechnen wir mit drei bis vier Wochen Verspätung. Im Fall der Kohlrabi trägt dazu diesmal auch die fiese Kohlfliege bei, von der hier noch zu lesen sein wird.
Ersten Rhabarber gab es in den vergangenen zwei Jahren rund um den 10. Mai – auch hier deutlich früher als letztes Jahr.
Blatgemüse wie Pak Choi oder Spinat hatten dieses Jahr trotz des Schietwetters nicht unbedingt Verspätung. Jedoch haben diese Pflanzen die Neigung, bei schlechten Wachtumsbedingungen schnell in eine (Not-)Blüte zu gehen (um wenigstens noch ihre Samen verteilen zu können), noch bevor sie schöne dicke Blätter bilden. Beim Spinat beispielsweise haben wir letztes Jahr im Freiland die selbe Menge gepflanzt wie dieses Jahr und zur selben Zeit das erste Mal geerntet – allerdings wog die Ernte 2020 über viermal so viel wie 2021. Und das bei der selben Menge an Spinatpflanzen!
Für Liebhaber*innen von Radieschen, (Mai-)Rübchen oder Asia-Salat gibt es übrigens noch Hoffnung: wir haben alle drei Kulturen vor drei Wochen erneut ausgesät.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler