Ackerwissen: Zu dicht, zu lückig?
…zu dicht, zu lückig… oder doch hoffentlich genau richtig?! Bei der Aussaat per manueller Sämaschine plagt auch erfahrene Gärtner*innen oft ein leiser Zweifel: Werden die Samen zu dicht abgelegt (und die Pflanzen bleiben viel zu klein) oder in zu großen Abständen (riesige Lücken => Platz und Ertrag verschenkt)?
Radieschen-Aussaat ist (k)eine Kunst. Unbedingt müssen sie vor Insekten(-maden) geschützt werden, wie sich dieses Frühjahr wieder einmal zeigte, als die Kohlfliege offenbar alle Löcher in unserem Wärmevlies fand – und am Ende zerfressene Radieschen als Totalausfall standen. Andererseits wachsen Radieschen schnell und robust. Wichtig ist allerdings, dass sie im richtigen Abstand gesät sind. Denn stehen sie zu eng, wachsen nur milimeterdünne Pflänzchen heran, egal wie lange man sie stehen lässt, wie gut Boden und Bewässerung sind. Zuuu weit soll natürlich auch nicht gesät werden, damit auch ordentlich geerntet werden kann.
Kurzum, ihr ahnt es, bei der Radieschen-Aussaat im Mai haben wir teilweise die falsche Lochgröße in unserer Sämaschine erwischt. So konnte zu viel Saatgut herausrieseln, viele Radieschen blieben dünn wie ein Fädchen – und wir konnten letzte Woche nur eine magere Menge verteilen.
Eine wichtige Information, die bei der Einstellung der Sämaschine zu beachten ist, ist die Keimfähigkeit des Saatguts. Diese liegt oft bei 90 bis 95% oder mehr. Manches Gemüse hat aber deutlich niedrigere Keimungsraten, manchmal keimen auch die Samen der einen Sorte schneller als die einer anderen (z.B. 90% bei der einen Rote-Bete-Sorte und nur 70% bei einer anderen). Ein Rolle spielt außerdem das Alter der Samen: je älter, desto schlechter keimfähig.
Besonders tückisch wird die Ausaat jedoch, wenn Samen der selben Gemüseart sich deutlich in ihrer Größe unterscheiden. Hier gibt es kleinere Unterschiede, die ins Gewicht fallen können: 1000 Samen des langen weißen “Eiszapfen-Radieschens” wiegen knapp 10 Gramm, 1000 Körner der rot-weißen Sorte “French Breakfast” nur 8,7 Gramm. Bei Mai- und Herbstrübchen unterscheiden sich Größe und Gewicht der Samen teilweise um über 50%!
Da viele Samen sehr sehr klein sind – 1000 Möhrensamen z.B. wiegen nur rund 1 Gramm – können Größenunterschiede mit dem Auge nicht wahrgenommen werden. Wer kann schon sehr sehr kleine Körner von extrem kleinen Körnern unterscheiden?! Um trotzdem zu wissen, ob die Samen der einen Sorte vielleicht deutlich größer sind als die einer anderen, sollte bei der maschinellen Aussaat immer das “Tausendkorngewicht” (auch Tausendkornmasse, TKM), das auf der Saatgutpackung angegeben ist, beachtet werden.
Zugleich mit den Radieschen haben wir im Mai noch Asia-Salate und Mai-Rübchen nachgesät, da auch diese beiden Kulturen bei der Aussaat Anfang April zunächst völlig missglückt sind. Allein beim Asia-Salat haben wir rund zehn verschiedene Sorten mit je individuellen Größen gesät und immer wieder die Lochgröße an der Sämaschine angepasst. Mit einer falschen Einstellung waren wir dann ausgerechnet bei den doch eigentlich recht ‘pflegeleichten’ Radieschen – auch hier vier verschiedene Sorten – unterwegs.
Gut gelungen ist dafür die Aussaat des Asia-Salats, den wir diese Woche das erste Mal beernten.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler