
Der Mais-Masterplan
In der Saison 2021 machten wir uns – nach den Misserfolgen und Erfahrungen der letzten Jahre – einen simplen Plan: wir pflanzten Mitte Mai die schnellste Bingenheim-Sorte Damaun (Reifezeit 85 bis 95 Tage), zwei Wochen später den mittelschnellen Mezdi (90-100 Tage) und wieder zwei Wochen später die langsamste Sorte Tramunt (100-105 Tage). Da wir nicht genug Platz im Gewächshaus hatten, um selbst vorzuziehen, bestellten wir die Jungpflanzen. Unsere Quelle für Jungpflanzen aller Art ist die weit und breit einzige Bio-Jungpflanzen-Gärtnerei Homann in der Nähe von Verden. Dort ist leider nur eine Zuckermais-Sorte im Angebot, die Hybride Sextett. Wir entschieden uns deshalb zu einer Sonderbestellung der Bingenheim-Sorten, um …
- samenfesten, besonders leckeren Mais zu haben und
- vor allem auch, um verschiedene Sorten mit unterschiedlich schneller Reifezeit anbauen zu können.
Damit wollten wir vor allem das Risiko senken, dass zu unterschiedlichen Zeitpunkten gepflanzter Mais am Ende doch quasi zeitgleich fertig wird, was leider häufig vorkommt, nicht nur bei Mais und oft mit wärmer werdendem Wetter im Juni zusammenhängt. Die späteren Pflanzen holen die früheren quasi ein und am Ende gibt es eine riesige Ernte anstatt mehrerer kleinerer. Leider beträgt die Mindestbestellmenge für Freiland-Pflanzen 8000(!) Stück. Wir fassten uns also ein Herz und bestellten für die Kalenderwochen 20, 22 und 24 je 8000 Mai-Pflanzen, von früh reifend über mittelschnell bis langsam. Die Erfahrung zeigt, dass samenfester Mais meist über 2-3 Wochen geerntet werden kann. Es werden also nicht alle Kolben zur gleichen Zeit reif (bei Hybrid-Mais hingegen ist diese gleichmäßige Abernte-Quote ein wichtiges Züchtungsziel und meist müssen 90% der Kolben innerhalb einer Woche vom Feld).
Wir sind nun gespannt, wie unser Mais-Masterplan 2021 ausgeht. Die erste Ernte fiel für unseren Geschmack schonmal zu üppig aus. Die Sorte Damaun reifte ungewohnt zeitgleich ab. Das mag an der Witterung liegen. Vielleicht spielte auch die Zusatzdüngung mit Lupinenschrot eine Rolle, die der Mais 2021 erstmals bekam. Für 2022 werden wir den Mais-Plan wohl wieder anpassen und versuchen, statt 8000 Pflanzen auf einen Schlag nur nur 4- oder 5000 zeitgleich in den Boden zu bringen. Außerdem wollen wir eine frühe und eine späte Risiko-Pflanzung mit einer kleineren Menge machen. Risiko-Pflanzung deshalb, weil ein früher bzw. später Frost die Maisernte schnell zunichte machen kann. Im Jungpflanzen-Stadium erfrieren die schönen Pflanzen einfach, wenn im Mai nochmal Frost kommt. Gibt es frühe Herbstfröste, werden die (fast) reifen Kolben vom Frost glasig und ungenießbar.
Warum den Mais nicht säen? Gute Frage! Zwar sind unsere Möglichkeiten per Sämaschine begrenzt und haben ihre Tücken , aber viele Betriebe säen bzw. legen Zuckermais auch von Hand. Der Vorteil des Säens ist, dass die Sorten und Mengen frei gewählt werden können. Auch werden die Pflanzen robuster und trockenheitsresistenter. Wir haben das Säen der vielen abertausend Körner von Hand bisher wegen des Aufwands gescheut. Auch bekommen unsere Gärtner*innen faire Stundenlöhne, was aber im Umkehrschluss bedeutet, dass es häufiger mal die günstigere Variante sein kann, Maschinen einzusetzen anstatt möglichst viel von Hand zu machen. Trotzdem ist das händische Legen von Mais bei uns in der Diskussion und vielleichtprobieren wir es nächstes Jahr schon aus… Eine weitere Option für die Zukunft ist es, die Maispflanzen selbst zu ziehen. Hierfür muss im Gewächshaus genug Platz freigehalten werden, während dort schon Tomaten, Auberginen und Co. in den Boden müssen. Wir halten euch die nächsten Jahre auf dem Laufenden, wie die Mais-Reise weitergeht und hoffen, dass euch die Solawi nach und nach zu Zuckermais-Liebhaber*innen macht, wenn ihr nicht längst welche seid! 😉
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler