Ackerwissen: Ist es schon zu spät für … Feldsalat?
Fragen der Kategorie “Schon zu spät für…?” bzw. “Kann ich jetzt noch…?” kriegen Gärtner*innen häufiger gestellt. Ein Dauerbrenner, auch unter Profi-Gärtner*innen, ist die Frage nach dem optimalen Pflanzzeitpunkt für Feldsalat im Herbst. Wir im Solawi-Anbauteam tasten uns da noch ran. Dieses Jahr pflanz(t)en wir den Freiland-Feldsalat so früh wie nie, nämlich in den Kalenderwochen 36 und 38, also rund um den 10. und 25. September. Diese Pflanztermine entsprechen ziemlich genau dem weisen Ratschlag, den uns bereits 2018 ein ausgemachter Feldsalat-Profi erteilte: die ‘goldene Woche’, um den Feldalat in Norddeutschland unter freiem Himmel in den Boden zu bekommen, sei die Kalenderwoche 37! Mit diesem Timing habe man die ganze Adventszeit hindurch immer tollen Feldalat. Nun bauen wir ja auch jede Menge andere Wintersalate an; Endivie, Zuckerhut, Radicchio. Und die können, je nach Wetter, auch bis weit in den Dezember hinein geerntet und verteilt werden. Die letzten Jahre haben wir deshalb immer versucht, den Feldsalat bewusst etwas später zu pflanzen, auf dass er nicht ‘zu früh’ fertig werde, also zu einem Zeitpunkt, wo es z.B. auch noch dicke Zuckerhut-Exemplare gibt. Unsere Erfahrung mit dem spät gepflanzten Feldsalat war allerdings, dass dieser häufig mickrig blieb, schnell gelb oder krank wurde und am Ende sehr aufwendig zu ernten und zu putzen war. Deshalb haben wir den Feldsalat nun erstmals zum ‘klassischen’ Termin geplant, um eine reiche und schöne Ernte zu haben. Im Idealfall kann der erntereife Feldsalat im Winter auch noch die eine oder andere Woche stehen bleiben, damit nicht alles auf einmal geerntet werden muss (die Fachfrau spricht dann von “guter Feldhaltbarkeit”, die das “Erntefenster” verlängert).
Warum pflanzen wir eigentlich zweimal?
Durch versetzte Pflanztermine wollen wir besagtes “Erntefenster” verlängern, um kontinuierlich und gleichmäßig Feldsalat ernten zu können. Anstatt alles auf einmal zu pflanzen und zu hoffen, dass der erntereife Salat auf dem Feld lange frisch und gesund bleibt (“Feldhaltbarkeit”), so dass wir mehrere Wochen lang davon ernten können, pflanzen wir versetzt. So können wir zunächst den früh gepflanzten Salat abernten, bevor der spätere erntereif ist und ebenfalls “weg muss”. Im Herbst klappt das meist sehr gut, da die Tage kürzer werden und anders als im Frühjahr keine Gefahr besteht, dass der später gepflanzte Salat den früher gepflanzten einholt und doch alles zugleich reif ist.
Und warum nicht drei- oder viermal pflanzen?
Nachdem wir mit noch späteren Pflanzungen nicht so gut gefahren sind (siehe oben), bleiben noch frühere Pflanzungen als Option, um im Herbst möglichst lange Feldsalat zu haben. Wer würde sich nicht über noch mehr von diesem edlen Wintersalat freuen? Wir entscheiden uns bisher dagegen, z.B. bereits Mitte / Ende August zu pflanzen. Denn dieser Feldsalat wäre im Oktober, spätestens Anfang November erntereif. Zu dieser Zeit schwimmen wir noch in Endivie, Zuckerhut und Co. – und diese Wintersalate sind ebenfalls lecker, finden wir, und viel leichter und damit auch günstiger zu produzieren. Fürs Pflanzen und Säen im Herbst gilt übrigens die alte Bäuer*innenregel: ein Tag im August bringt so viel Wachstum wie eine ganze Woche im September oder wie der ganze Monat Oktober…
Übrigens: Im Gewächshaus pflanzen wir den Feldsalat viel später, acht bis zehn Wochen nach dem im Freiland. Der Witterungsschutz macht’s möglich. Aber dazu ein andermal mehr!
Text und Bilder: Wendelin Sandkuehler