
Ackerwissen: Ein Lob auf den Zuckerhut
Warum heißen wir eigentlich Solawi Superschmelz? Nun im Jahr 2018 hatten wir das Lagerkohlrabi “Superschmelz” in so gigantischen Mengen angebaut. Und nach einem sehr “schmelzigen” Winter, in dem alle mehr oder weniger brav ihre fünf Fußball-großen Superschmelzer aufgemapft hatten, nahm es mit dem wohlklingenden neuen Namen seinen Lauf. Solawi Nordheide und Solawi Wilhelmsburg fusionierten quasi zum Superschmelz.
Manche Solawistas, die letzten Winter eifrig mitgemampft haben, würden die Solawi möglicherweise eher “Zolawi Zuckerhut” taufen wollen. Denn Zuckerhut-Salat gab es letzten Winter reichlich. Und bei unserer Online-Jahresumfrage klickten einige Solawistas, missmutig ein zähes Zuckerhut-Blatt kauend, den Zichoriensalat zum unbeliebtesten Gemüse der Saison. Völlig unverdient!
Erstens hat jede Saison ihr “Hass-Gemüse”: Im Sommer 2018 hätten wir die Solawi wohl “Mangold-Mania”, 2019 “ZucchiNIE” getauft. Oder wie wäre es letzte Saison mit den “Rote Bete Rabauken” gewesen?
Zweitens: Radicchio und Co. gedeihen im Herbst wunderbar, auch noch bei kühlem Wetter. So lassen sich im November zuverlässig noch wunderbar große und hübsche Salate ernten. Das schafft kein Römer-, Kopf- oder Eichblattsalat. Zudem sind die Wintersalat nach der Ernte lange haltbar und können problemlos mehrere Wochen gelagert werden – zumal wenn sie nach dem Zwiebel-Prinzip verzehrt werden.
Drittens aber und vor allem aber sind Wintersalate super gesund. Sie gehören sämtlich zur Pflanzenfamilie Wegwarte (Cichorium), die schon Hippokrates von Kos in der Antike zur Magenstärkung nutzte. Die enthaltenen Bitterstoffe haben gesundheitlich äußerst positive Wirkungen: Der Verzehr von Radicchio und Zuckerhut, Unterarten der Gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus), sowie Endivie (Cichorium endivium) regt durch deren Bitterstoff Lactucopikrin den Speichelfluss und die Magensekretion an, wirkt galle- und harntreibend sowie appetitanregend. In neueren Untersuchungen wurde sogar eine Wirksamkeit gegen Malaria und ein schmerzstillender Effekt gezeigt. Um die bittere Note ein bisschen auszubalancieren, hilft die Mischung mit anderen Salaten oder süßem Obst. Ein wahrlich gesunder Genuss, weshalb wir Zuckerhut und Co. auch dieses Jahr – in leicht reduzierter Menge aber voller Überzeugung – für euch angebaut haben.
Ein besonders hübsch gemusterter Radicchio Ein klassischer Radicchio und ein extravaganter Radicchio im Herbstlicht Glatter Endivie im November 2021 Zuckerhut Auch die Hasen mögen Zuckerhut
Text und Bilder: Maren Belde und Wendelin Sandkühler