
Ackerwissen: Ljubashaliebe
Nachdem wir letzte Woche mit der vereinten Hilfe fleißiger Solawistas über 30.000 Jungpflanzen in den Boden bringen konnten, war es nun höchste Eisenbahn, unseren Knoblauch-Beeten ein wenig Liebe und Aufmerksamkeit zu widmen! Denn worüber freut sich der Knoblauch in einer sonnigen Woche wie dieser besonders? Über eine schöne Vital-Dusche aus unseren Bewässerungs-Rohren vielleicht?
Wir machen tatsächlich in dieser Woche genau das Gegenteil – der Knoblauch wird auf Wasser-Diät gesetzt. Während aktuell rundherum die frisch gesetzten Plänzchen bewässert werden, halten wir ihn bewusst trocken. Denn besonders nötig haben die Knoblauchpflanzen derzeit einen Durchgang mit der Hacke.


Hacken bei Schönwetter
Der Knoblauch, den wir im November gesteckt haben, hat sich in den vergangenen kalten Monaten schon gut entwickelt. Er bekommt nun aber im Frühjahr zunehmend Konkurrenz von den ersten Unkräutern, denen wir seit dem Knoblauch-Stecken noch nicht zu Leibe rücken konnten, weil es zum Hacken einfach immer zu nass war. Bei typisch feucht-kaltem Winter- und Frühjahrswetter wachsen nämlich die frisch weggehackten Unkräuter meist einfach ein paar Zentimter weiter wieder an. Wird hingegen in einer Schönwetterphase gehackt, vertrocknet das unerwünschte Kraut besonders effektiv. Zudem müssen wir uns keine Sorgen machen, dass unser Traktor den Boden verdichtet, während er unsere dreireihige Unkrauthacke durchs Beet zieht. Verdichtungen entstehen nur bei nassem Boden. Je trockener der Untergrund, desto problemloser ist er mit schweren Maschinen befahrbar. Und schließlich lässt sich die Erde im trockeneren Zustand auch wunderbar an die Knoblauchpflanzen heran häufeln, um vorwitziges Unkraut einfach zuzudecken. Die Erde “fließt” dank der aktuellen Witterung wunderbar feinkrümlig an Ort und Stelle, während sie bei Regenwetter klumpt, schmiert, stopft und auch in ihrer Struktur geschädigt wird. Auch das Anhäufeln des Knoblauchs können wir elegant und kräftesparend mit dem Trecker erledigen.
Herbstknoblauch und Frühjahrsverunkrautung
Es mag für Nicht-Gärtner:innen ungewöhnlich erscheinen, aber die sorgfältige Befreiung vom Unkraut ist der mit Abstand größte Liebesbeweis, den wir unserem Herbstknoblauch erweisen können. Denn die sogenannte Frühjahrsverunkrautung ist bei überwinternden Gemüsepflanzen oft ein riesiges Problem. Wenn Wetter und Bodenfeuchte endlich ein Unkrauthacken erlauben (siehe oben) ist es häufig schon zu spät, um die diversen Begleitpflanzen noch (wirtschaftlich) zu entfernen. Wegen der starken Unkraut-Konkurrenz bleiben z.B. auch im Herbst gesteckte Zwiebeln oder im alten Jahr gesäter Überwinterungsspinat oft klein und mickrig. Ebenso gefährdet sind überwinternde Kräuter oder auch Rhabarber, den wir deshalb möglichst sorgfältig mulchen, um den Unkräutern das Licht zu nehmen.
Wir stecken den Knoblauch dennoch im Herbst, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass dies deutlich kräftigere Pflanzen und eine schönere Ernte gibt als im Frühjahr gesteckter Knoblauch. Außerdem gilt es beim Stecken und Säen im Frühjahr oft schnell zu sein, um möglichst viele der länger werdenden Tage mitzunehmen. Da wir aber auf dem Solawi-Acker ziemlich feuchte Flächen bewirtschaften, können wir den Boden selten vor April bearbeiten und könnten damit die Knoblauchzehen meist gar nicht früh genug in die Erde bringen – dasselbe gilt für Steckzwiebeln, für Dicke Bohnen und auch für die ersten Aussaaten von z.B. Radieschen und Möhren.
Dünger für Ljubasha
Als weiteren Liebes-Beweis haben wir den Knoblauch in den letzten Wochen mit Dünger – hofeigener Rindermist und pflanzliches “Phytogran” – versorgt und diesen nun durchs Hacken eingearbeitet. Unsere Knoblauch-Sorte stammt übrigens aus ukrainischer Züchtung: Sie heißt Ljubasha, macht unglaublich dicke Zehen und bringt insgesamt tolle und sichere Erträge. Wir finden die Sorte so toll, dass wir im Sommer einen Teil der Ernte aufheben und dann im Herbst zum Stecken benutzen wollen. So kann nach und nach eine eigene standortangepasste Hof-Sorte entstehen – eine Hof-Quellen-Ljubasha sozusagen.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler
One thought on “Ackerwissen: Ljubashaliebe”
Mmmm, lecker! Ich freu mich schon auf den Knobi! Der aus dem Supermarkt (konventonell aus China) ist oft innen verschimmelt oder aber labberig und keimt schnell aus (EU-Bio).
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