
Gute Gründe für Solawi
Es gibt so viele Gründe für eine Solawi-Mitgliedschaft! Solawista sein ist praktisch, spart Ressourcen, Plastik und Klimagase, schafft gute Arbeitsbedingungen und kann sogar helfen Geld zu sparen.
Lest selbst!
1. Krisensicher(er) dank garantierter Preise
Gemüse ist aktuell (Januar 2023) rund 23 Prozent teurer als vor einem Jahr. Zum Glück erweist sich unsere Solawi bisher als relativ krisensicher, so dass wir den Mitgliedsbeitrag für die neue Gemüsesaison (1.4.23 bis 31.3.24) nur um weniger als fünf Prozent von 640 auf 670 Euro anheben mussten. Wer sich das nicht leisten kann, soll bitte trotzdem weiter mitessen! In unserem neuen Online-Bietsystem über unser Mitgliederportal (hier erklärt) kann explizit auch weniger geboten werden als der Richtwert von 670 Euro für ein Jahr Gemüse. Ebenso kann und soll – wenn finanziell möglich – mehr geboten werden. Wir nennen das Über- und Unterbieten. Bisher hält sich beides die Waage und wir hoffen sehr, dass das so weitergeht und wir mit der Solawi einen kleinen Beitrag zu gelebter Solidarität leisten können.
2. Solawi gegen Lebensmittelverschwendung
Mit einer Mitgliedschaft in unserer Solawi leistet ihr einen aktiven Beitrag gegen Lebensmittelverschwendung.
Es ist ein gut gehütetes, aber in der Branche allgemein bekanntes Geheimnis: Im Biogemüseanbau ist es üblich, 10-30 % (bei manchen Sorten bis zu 50 %) des genießbaren Gemüses auf dem Acker zu lassen oder auf den Kompost zu werfen. Gründe dafür sind z.B. Nachfrageschwankungen, zweifelhafte Vermarktungsnormen und die schlechte (Verhandlungs-)Position der Gärtner:innen auf dem Markt.
Die oft große Entfremdung von Verbraucher:innen zur Erzeugung führt nicht nur dazu, dass es fast nur noch “makelloses”, normgerechtes Gemüse in den Verkauf schafft. Auch zu Hause landet ein erheblicher Teil des Gemüses im Müll, da sind sich die Studien einig. Wir hoffen natürlich, dass diese private Wegwerfquote in unserer Solawi deutlich geringer ausfällt (noch haben wir keine Studie dazu erstellt 😉 ) weil wir stetig versuchen, einen Bezug zu “eurem Gemüse” zu schaffen – durch gemeinsame Ackertage, die wöchentliche Ackerpost, die solidarische Finanzierung etc.
Vor allem aber wird bei uns alles, was genießbar ist, auch verteilt. Ein super Beispiel: der Rosenkohl im Januar 2023 – außen pfui, innen hui – würde in fast jeder Gärtnerei einfach gemulcht und untergeflügt werden.
Selbst Restmengen finden ihren Weg zu euch: Reicht der Brokkoli nicht für alle, bekommt ihn nur ein Teil der Depots, die anderen wiederum kommen in den Wochen danach zum Zug. Sind die Steckrüben knapp, gibt es eben “halbe” (siehe oben). Ist nur noch eine Restmenge Wirsing auf dem Feld, füllen wir mit einem anderen Kohl auf. Selbst das von uns als B-Ware eingestufte Gemüse (anderswo meist C-, D-, E-Ware die niemandem angeboten wird), wird verschenkt. Da ja in jedem Kilogramm Gemüse auf dem Feld oder im Lager – egal ob hässlich oder schön – Ressourcen, z.B. in Form von Maschineneinsatz oder schlicht Arbeitszeit stecken, können so effektiv Ressourcen eingespart werden.

3. Kampf der Plastikflut!
Ein “guter Grund“, in der Solawi dabei zu sein, ist unser Bestreben Verpackungs- und Plastikmüll zu minimieren. Ihr kennt es vielleicht aus den Depots: das Gemüse steht in unseren robusten grünen Pfandkisten zur Abholung bereit und wird von euch für den Heimtransport verpackt in passende Tüten, Taschen, Körbe, Beutel, Kisten, Boxen, manchmal sogar in Hüte, Mützen, Hosentaschen, Handschuhfächer, Schulranzen… Was fehlt noch? Wir hoffen, gründlich recherchiert zu haben. Falls nicht, schickt uns eure originellste Verpackung fürs Solawi-Gemüse in einer kurzen Mail an redaktion@solawi-superschmelz.de oder verlinkt uns auf Insta mit dem Hashtag #solawisuperschmelz. Ach ja, und manche vernaschen gewisse Gemüse auch gleich vor Ort, um Wege und Behälter zu sparen. 🙂
In jedem Fall sind wir ziemlich zuversichtlich, dass wir gemeinsam ganz eindeutig viel, viel weniger Plastik- und Verpackungsmüll erzeugen als beim klassischen Gemüseeinkauf im Supermarkt.
Wir verzichten auf zusätzliche Plastiktüten – sogenannte “Einleger” als Verdunstungsschutz, die viele Gärtnereien nutzen – in unseren Pfandkisten. Stattdessen gibt es feuchte Bettlaken. Ebenso auf Gummibänder, Plastikschälchen á la “250g Tomaten” etc. und wir nutzen unsere Pfandkisten auf dem Acker und in der Scheune viele Jahrzehnte. Bei unseren Nachbar:innen am Hermannshof datieren jede Menge dieser Kisten aus den frühen 90er-Jahren und dienen uns als Nachhaltigkeitsvorbild.
4. Solawi als Beitrag zum Klimaschutz
Wir wollen mit unserer Solawi zum Klimaschutz beitragen. Untersaaten, Zwischenfrüchte (“Gründüngungen”), Mulch und eine möglichst kluge Bodenbearbeitung sorgen dafür, dass sich Kohlenstoff im Ackerboden anreichert und damit Co2 bindet. Für die Zukunft planen wir Heckenpflanzungen, um noch viel mehr Co2 zu speichern.
Unsere Bewässerungspumpe, unsere geplante Kühlkammer und alles andere, was Strom verbraucht, können wir demnächst endlich mit Solarstrom direkt vom Hofdach versorgen.
Auch unsere “alltägliche Solawi-Praxis” schont Ressourcen und damit das Klima, z.B. indem wir…
… sehr regional arbeiten: Zwischen Gemüseacker und MItgliedshaushalten liegen maximal 50 km;
… das Gemüse nicht verpackt vor die Haustür liefern, sondern in gut gefüllten Transportern mit Pfandkisten in zentrale Abholstellen;
… alles verteilen, was essbar ist, und zur Wertschätzung unseres Gemüses anregen, denn auch Lebensmittelverschwendung verschlingt viele unnötige Ressourcen
… durch unser Angebot zu einer saisonalen Ernährung mit viel Gemüse beitragen wollen, die einen besonders kleinen Klima-Fußabdruck hat.

5. Solawi = Saisonale Ernährung
Das Tolle an saisonaler Ernährung ist, dass sie so gut wie immer* super ressourcenschonend ist. Klar: kürzeste Transportwege, keine beheizten Gewächshäuser, kein oder überschaubarer Kühlungsaufwand.
Außerdem ist das Gemüse der Saison meistens günstiger als dasjenige aus einer anderen Klimazone oder dem geheizten Gewächshaus.
Und dann wäre da noch die kulinarische, die potentiell bereichernde Facette von saisonaler Ernährung: das Kochen, Ausprobieren, Kombinieren, Lagern und Verarbeiten des Gemüses im Jahreslauf. September ist nun mal einfach Zuckermaiszeit, die Kürbisse bleiben meist nur bis Weihnachten schön, danach folgt die Hoch-Zeit des Porrees… Irgendwann im April enden dann auch die 14-tägigen Möhren-Portionen, abgelöst von einem kurzen „Spinathoch“. Und so weiter.
Wir hoffen sehr, dass wir durch unsere Gemüseauswahl, durch die Ackerpost und Rezepte euer Leben ein kleines Stück abwechslungsreicher und genussvoller machen und ihr das „Mampfen im Rhythmus der Jahreszeiten“ unter’m Strich als Bereicherung und Entwicklungsprozess seht.
* „So gut wie immer“? Nun ja, es mag das eine oder andere Beispiel auch für Gemüse geben, ähnlich den Neuseeländischen Äpfeln im Hochsommer, deren Transport weniger Klimagase verursacht als die heimischen Kühlhallen.
6. Faire Arbeitsbedingungen
Um die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft ist es schlimm bestellt, egal ob bio oder konventionell, egal ob selbständige Landwirtin oder Erntehelfer aus Rumänien – es wird meist sehr viel für sehr wenig Geld gearbeitet und die Arbeit ist in der Regel körperlich sehr anstrengend. Wir versuchen deshalb, in der Solawi vieles anders zu machen (auch als viele andere Solawis!) und wirklich faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.
Ein wichtiger Punkt ist dabei natürlich die Bezahlung: alle Angestellten (auf dem Acker, in der Logistik, im Büro) bekommen 20 Euro brutto pro Stunde. Zum Vergleich: die Mehrzahl der Gemüsegärtner:innen in Deutschland, auch in Solawis, verdient zwischen 12 und 15 Euro pro Stunde. Wenn da nicht die häufig üblichen unbezahlten Überstunden wären. Und ohne das Mindestlohngesetz lägen die Durchschnittslöhne in der Branche deutlich niedriger!
Wir sind stolz auf unsere gute Bezahlung. Aber auch viele andere Faktoren beeinflussen die Qualität eines Arbeitsplatzes. Wir wollen hier folgendes nennen:
Alle Solawi-Angestellten haben unbefristete Verträge (Ausnahmen sind Elternzeit- oder Krankheitsvertretungen) und durch unser Abo-Modell immer Planungssicherheit für mindestens ein Jahr. Das Risiko für eventuelle schlechte Ernten durch Wetter, Schädlinge etc. wird von allen Solawistas gemeinsam anteilig getragen anstatt nur von den Erzeuger:innen.
Wir unterstützen flexible Arbeitszeitmodelle passend zur Lebenssituation. Das fällt uns durch das Solawi-Modell leichter, weil wir im Voraus schon genau wissen, wieviel Gemüse wir „verkaufen“ werden und damit auch wieviel Arbeit in etwa wann anfällt
Wir arbeiten mit einem großen Team und Teilzeit als Regelfall. Das hat den Vorteil, dass insb. die Gärtner:innen auch in der Hochsaison, wo ca. 50% mehr Arbeit anfällt, noch so etwas wie Freizeit und Erholungspausen haben. Krankheitsphasen können wir als großes Team leichter wegstecken. Und Urlaube auch in der Saison sind leichter möglich und bei uns normal (in vielen Gärtnereien verboten).
Wir benutzen Maschinen, um uns die Arbeit leichter zu machen und unsere Körper zu schonen und bemühen uns um einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Bei uns gibt es niemanden, der wochenlang nur Jäten oder Tomaten wickeln muss.
Einige wenige besonders aufwendige Gemüsekulturen bauen wir nicht (mehr) an, auch, um unseren Gärtner:innen in der Hauptsaison das Leben etwas leichter zu machen.

7. Mehr Gemüse auf den Speiseplan
Wir lieben Gemüse und nichts freut uns mehr, als wenn ihr diese Liebe teilt. Und vielleicht sogar durch den Solawi-Ernteanteil noch das eine oder andere Gemüse mehr lieben lernt.
Mit einer Solawi-Mitgliedschaft erhöht sich in aller Regel der Gemüsekonsum. Wer viel Gemüse und Obst isst, da sind sich alle Ackerpost-Ernährungsexpert:innen mit der Fachwelt einig, lebt gesünder (hier geht’s zu unserem Apfelabo, falls ihr im Bereich Obst noch nicht so gut aufgestellt seid).
Und (saisonales) Gemüse ist ein unschlagbar umweltfreundliches Nahrungsmittel das einen sehr geringen Klima-Fußabdruck hat, mit vergleichsweise wenig Wasser auskommt, auch mit sparsam eingesetzten natürlichen Düngern gut gedeihen kann und nur sehr wenig Platz zum Wachsen braucht – höchstens 5% der globalen Ackerfläche werden benötigt, um den derzeitigen Gemüsebedarf zu decken. Letzteres ist angesichts immer knapper werdender Ackerflächen ein Argument, das immer wichtiger wird.
8. Günstiges Gemüse? Do it yourself!
Mit unserem Solawi-Konzept versuchen wir, wirklich faire Löhne zu zahlen und besonders ökologisch zu wirtschaften. Und das alles, ohne dass unser Gemüse zum teuren Luxusgut werden muss! Denn wir sparen uns unter anderem: Ladenmieten, Marketing-Budgets, Verkäufer:innen, Verpackung, Verschwendung(!), Haustür-Lieferungen, Etiketten, Online-Shops, Zwischenhändler:innen, lange Transporte und nicht zuletzt mehrere Hunderttausend einzelne Bezahlvorgänge pro Solawi-Saison (grob geschätzt und gemittelt verteilen wir in einer Saison ca. 300.000 Gemüse-Portionen – von der Chili bis zum Riesen-Kürbis; von den Kräuterportiönchen (10-30g) bis zur Kiloportion Kartoffeln).
Einen großen Beitrag leistet außerdem die freiwillige Mitarbeit aller Solawistas – an erster Stelle beim wöchentlichen Abwiegen und Abholen des Gemüses, aber auch beim Mithelfen auf dem Acker, bei Depot-Diensten, bei der Mitgliederwerbung… Wir haben auch eine ganze Reihe ehrenamtlicher Solawi-“Heinzelmännchen“, die sich um Homepage, Depot-Betreuung, Layout, Fahrräder, Vereinsarbeit, Bauarbeiten am Hof, Arbeitszeiterfassung, Mengen-Dokumentation, Moderation unserer Planungsgruppe, Vorbereitung einer Solawi-Genossenschaft, Bodenproben, Einkoch-Aktionen, Pressemitteilungen, Rezepte, Fotos uvm. kümmern.
Durch diesen Do-it-yourself-Charakter unserer Solawi, wo alle ein Stück weit tätig werden und mitdenken müssen (und manche freiwillig noch mehr beitragen) bleibt die Solawi für alle erschwinglicher – und hoffentlich haben viele von euch auch Freude am Mitwirken, egal in welcher Form.
9. Solawi ist einfach praktisch
Wir hoffen, dass unsere Solawi möglichst vielen von euch das Leben leichter macht, weil ihr in vielen Wochen des Jahres…
…euch den Gemüse-Einkaufszettel sparen könnt,
…ihr das Gemüse jederzeit abholen könnt wie es für euch passt (Ausnahme Depot “WIZ”) – fast immer klappt das auch ohne Anstehen
…hoffentlich weniger Entscheidungsschwierigkeiten habt bei der Menüplanung und vor den alljährlich prall gefüllten Gemüsesortimenten,
…euch bei Bedarf Zusatzangebote mit in euer Depot bestellen könnt – Äpfel, Brot, Eier, Fleisch&Wurst, Getreide&Mehl, Honig –, viele davon sogar als solidarisches Abo
…nicht nach regionaler oder Bio-Ware suchen oder fragen müsst,
…passende Rezepte in der Ackerpost, auf der Homepage und in der Signal-Rezeptegruppe findet,
…in den Depots per Tauschkiste oder Zettel Gemüse tauschen könnt,
…in den Depot-Chats direkt kommunizieren könnt
…euch nicht so oft ärgern müsst, wenn anderswo z.B. bayrische Kartoffeln oder Freiburger Tomaten als regionale Ware angepriesen werden,
…dank unserer Angestellten euer Bio-Gemüse nicht selbst anbauen müsst – aber jederzeit freiwillig mithelfen dürft, wenn es danach ist 😉
10. Solawistas wissen, was sie essen
Wir versuchen, noch viel transparenter für euch Mitglieder/“Kund:innen“ zu sein, als herkömmliche Bio-Betriebe, Abo-Kisten oder oder.
Was wir anbauen, wie wir es anbauen, unter welchen Bedingungen und zu welchen Kosten – all das versuchen wir über unsere Homepage und vor allem über den wöchentlichen Ackerpost-Newsletter für euch transparent zu machen. Unsere Arbeitsbedingungen und Löhne sind öffentlich nachzulesen, ebenso unser jährlicher Wirtschaftsplan.
Über unsere jährlichen Online-Info-Veranstaltungen versuchen wir, möglichst viele Einblicke hinter die Kulissen der Solawi zu geben.
Zum Saison-Ende sammeln wir von möglichst vielen Solawistas ein möglichst ehrliches Feedback über unsere Online-Jahresumfrage ein.
Und, last but not least, könnt ihr jederzeit mitgestalten in unseren Mitmach-Bereichen und vor allem natürlich unseren Acker und den Hof besuchen kommen – von Mai bis Oktober jeden Werktag zwischen 9 und 17 Uhr, in der Nebensaison nach Vereinbarung.
Zukünftig wollen wir die coronabedingt eingeschlafenen Präsenz-Veranstaltungen wieder stärken und auch endlich mal wieder ein richtiges Hoffest feiern!

11. Gemeinschaftlich & solidarisch untereinander
Als Solawi-Mitglieder („Solawistas“) praktiziert ihr gelebte Solidarität mit den Erzeugerinnen. Ihr finanziert die Produktion der Lebensmittel vor, sichert ein Jahr lang Arbeitsplätze (und hoffentlich gute Arbeitsbedingungen) und bekommt im Gegenzug die gesamte Ernte, egal ob diese über- oder unterdurchschnittlich ausfällt.
Es gibt aber noch eine zweite Ebene der Solidarität, die uns ganz wichtig ist: Einige von euch zahlen mehr für ihren Gemüsebeitrag, andere weniger – freiwillig, anonym und nach Selbsteinschätzung. So hoffen wir, dass eine Solawi-Mitgliedschaft und gutes Bio-Gemüse keine Frage des Geldbeutels sein muss.
Auch über die Finanzierung hinaus wollen wir mit der Solawi Möglichkeiten zum solidarischen Handeln und gemeinsamen Tun bieten. Auch in den Depots ist Solidarität, Umsicht und Rücksicht gegenüber den anderen Abholenden wichtig. Hoffeste, Mitmach-Aktionen, Einkoch-Tage oder Depot-Treffen versuchen wir möglichst gemeinschaftlich zu organisieren und sie funktionieren am besten wenn alle aufeinander achten.
Wer möchte, soll sich in der Solawi nach seinen Kapazitäten und Fähigkeiten einbringen können – ob beim Aufräumen der Abholstelle, beim Miternten, ob organisatorisch oder handwerklich oder oder.
Wichtig ist uns, dass dies absolut freiwillig ist. Wir wollen keine Zwangsdienste und auch wer absolut keine Zeit und keinen Kopf hat, sich einzubringen, ist herzlich willkommen. Und auch „einfach nur dabei sein“ bedeutet ja mehr als nur zu bezahlen, sondern auch das verbindliche regelmäßige selbständige Abholen des Gemüses, evtl. das Organisieren von Ersatz bei Urlaub/Krankheit und – bitte, gerne, unbedingt – das wöchentliche Lesen der Ackerpost natürlich 😉
12. Gemüse zum Anfassen – Solawi als Bildungsangebot
Manchmal wuselt es auf Hof Quellen und auf dem Gemüseacker. Und, egal wie stark wir dann gerade vielleicht in der Hochsaison stecken: so soll es auch sein und gerne noch öfter! Denn als Solawi verstehen wir uns unbedingt auch als Bildungsangebot…
…für euch Solawistas natürlich, die ihr nicht nur durch Ackerpost, Ackerwissen und Solawi-Homepage langsam zu Bio-Gemüse-Profis werdet, sondern auch jederzeit zum freiwilligen Mitgärtnern willkommen seid! Auch interessierte Nicht-Solawistas dürfen übrigens mitgärtnern und machen das auch regelmäßig 😉
…für Bildungseinrichtungen vom örtlichen Kindergarten, der Elias-Förderschule bei uns ums Eck oder der IGS in Buchholz bis zur Berufsschulklasse und den Landfrauen vor Ort, die sich dieses Jahr bereits für zwei Rundgänge angemeldet haben.
…für andere Gärtner:innen die wir regelmäßig auf unserem Acker zum Wissens- und Erfahrungsaustausch willkommen heißen.
Auch ohne mit anzupacken seid ihr jederzeit herzlich willkommen – einfach so, oder auch zu besonderen Anlässen wie dem Tag des offenen Hofes am 4. Juni.
Besonders stolz sind wir auf unsere ÖBFDler:innen, die uns seit dem Frühjahr 2023 im Rahmen eines Ökologischen Bundesfreiwilligendienstes auf dem Acker unterstützen und bei uns hoffentlich viel über unseren Anbau und unsere Solawi lernen können.

13. Frisch und gesund
Wir wollen mit unserem Solawi-Modell zu einer stärker gemüsebasierten Ernährung beitragen. Denn die ist nicht nur besser für die Umwelt (siehen oben), sondern auch gesünder.
Auch wenn es wissenschaftlich nicht ganz klar ist, ob Bio-Gemüse wirklich so viel gesünder und nahrhafter ist als konventionelles, so scheint es uns dennoch von geradezu bestechender Logik, dass Gemüse ohne Pestizid-Rückstände, frisch vom Acker zu euch nach Hause und mit voller Transparenz über die Anbaubedingungen sich hoffentlich positiv auf eure Gesundheit und Lebensqualität auswirkt. Eine Bereicherung sind wir hoffentlich auch für viele von euch durch die Vielfalt unseres Anbaus, in dem es immer mal neues Gemüse (z.B. Zuckerhut, Pak Choi…) oder neue Sorten (z.B. bei Paprika, Kürbissen, Möhren) kennenzulernen gibt.
Da wir nur saisonales, eigenes Gemüse liefern, sorgt allein der jährliche Wechsel der typischen Saison-Gemüse für Abwechslung.
Länger haltbares Gemüse ernten wir meist am Tag vor der Auslieferung für euch, empfindliches Blattgemüse am Vormittag des Liefertags.
Übrigens: einen Extra-Gesundheitsbooster bringt natürlich die Abholung des Gemüses per Fahrrad oder per pedes sowie regelmäßiges Gärtnern – zum Beispiel bei unserem freiwilligen Mitgärtner-Angebot.
14. Für Insekten und Biodiversität
Es brummt und summt, krabbelt, kreucht und fleucht – so stellen sich viele einen idealen (Bio-)Bauernhof vor. Auch wir Solawi-Gärtner:innen und Matthias, der Landwirt des Biohofs Quellen, teilen dieses Ideal einer möglichst Insekten- und allgemein tierfreundlichen Kulturlandschaft. Deshalb gibt auf dem Hof und im Gemüsegarten u.a. Nistkästen für Fledermäuse und Schleuereulen – die auch regelmäßig bewohnt werden! –, und Greifvogelstangen. Bei letzteren hoffen wir natürlich auch auf eine natürliche Regulation von Nagern wie Mäusen, die auch gerne Gemüse knabbern. Unser Wildschutzzaun, der die Rehe fernhält, ist absichtlich so gestaltet, dass die bedrohten Feldhasen hindurchpassen – was leider auch von weniger bedrohten Langohren und Kaninchen fleißig genutzt wird.
Imker Detlef (dessen Honig ihr hier über die Solawi beziehen könnt) freut sich besonders, dass seit 2018 direkt vor der Nase seiner Bienenvölker ein knapp 5 Hektar großer vielfältiger Gemüseanbau passiert. Denn im Gemüsegarten blüht eigentlich fast immer etwas – ob Dicke Bohnen, Zucchini, Kürbis, Aubergine, Paprika oder Tomate. So helfen die Honigbienen selbst in den Gewächshäusern bei der Bestäubung mit – unterstützt von einem Volk Mauerbienen, das schon seit zwei Jahren neben unserem Gewächshaus heimisch ist und den besonders effektiven Hummeln, die wir als Bestäubungs-Nützlinge einsetzen.

Haupt-Nahrung und Lebensraum für die Bienen – und viele andere Insekten – sind aber die Gründüngungspflanzen wie z.B. Klee, Gräser, Lupinen, Buchweizen, Phacelia und und und, die auf dem Solawi-Acker und den angrenzenden Flächen des Biohos Quellen wachsen. Der Biohof Quellen ist dabei besonders insektenfreundlich, da er primär Gründlandflächen („Dauerwiesen“) und Naturschutzflächen bewirtschaftet. Dort werden Insekten aller Art wenig oder gar nicht gestört. Zudem zeichnet sich der Hof Quellen durch viele Knicks (Hecken) und direkt angrenzende Wälder, Feuchtwiesen und Tümpel aus, die jede Mengen Rückzugsorte für Tiere und Insekten bieten. Da ein Hof aus ökologischer Sicht eigentlich nie genug Hecken haben kann und diese zudem sehr klimafreundlich (lagern kräftig Kohlenstoff bzw. Co2 ein) und ein guter Wind- und Erosionsschutz sind, haben wir dieses Frühjahr endlich eine erste neue Hecke auf den Gemüseflächen gepflanzt, 100m lang immerhin. Matthias, unser Landwirt, hatte bereits im Winer 2021/22 vorgelegt und auf mehreren Hektar Grünland direkt am Hof eine komplett neue Hochstamm-Streuobst-Wiese aufgepflanzt. Nun heißt es nur noch warten (und ein bisschen pflegen) und mit der Zeit gibt es immer mehr Obst zu ernten (Äpfel, Birnen, Pflaumen und mehr von den Hochstämmen, Beeren aus der Hecke) – und zugleich immer mehr Lebensraum für Insekten, Vögel und Co.
Apropos Vögel: auf manchen Äckern verursachen diese erhebliche Verluste, z.B. auch in der benachbarten Bio-Gärtnerei des Arpshofs wo viele Gemüse gegen Tauben abgedeckt werden müssen! Wir sind deshalb sehr glücklich, dass wir dieses Jahr an einem Forschungsprojekt des Julius-Kühn-Instituts teilnehmen können, um mit Hilfe von Wildschutz-Kameras herauszufinden, wer eigentlich ständig – und meistens des nachts – an unserem Gemüse knabbert.

In der Gärtnerei setzen wir proaktiv gegen Schädlings-Insekten Nützlings-Blühstreifen im Kohl und Nützlinge wie Schlupfwespen und Raubmilben in den Gewächshäusern ein. So gelingt es uns meistens, ein Gleichgewicht von „Fressen und Gefressenwerden“ zu erreichen und wir müssen keine biologischen Pflanzenschutzmittel wie Neem-Extrakt einsetzen. Nur zur Schneckenregulation fehlt uns noch ein „Supernützling“ (vielleicht die Laufente?), so dass wir gelegentlich in den Gewächshäusern das gefürchtete Schneckenkorn streuen müssen.
15. Boden- und Trinkwasserschutz
- Wir nutzen natürliche Dünger, am liebsten Leguminosen-Pflanzen (Klee, Wicke, Erbsen und Co.), die wir aussäen, wachsen lassen, zerkleinern und einarbeiten. Während ihres Wachstums haben sie sich erhebliche Mengen des wichtigen Nährstoffs Stickstoff aus der Luft geholt. Der Stickstoff ist dann in den Pflanzenresten überall im Boden, wird vom Bodenleben zerkleinert und steht dem nachfolgenden Gemüse zum Wachsen zur Verfügung – die natürlichste und eleganteste Form der Düngung (auch “Gründüngung” genannt).
- Wir sehen zu, dass der Boden möglichst immer bewachsen (= erosionsge-schützt) ist und die Bodenlebewesen viel Pflanzenmaterial als Futter zur Verfügung haben. Dazu nutzen wir Zwischenfrüchte aka Gründüngungen wie z.B. Wicke und Roggen im Winter oder Leguminosen im Sommer. So wächst auf einem Teil der Flächen immer auch bewusst kein Gemüse, um dem Boden eine gewisse Regeneration zu ermöglichen.

- Wir gehen noch einen Schritt weiter und setzen Untersaaten ein, wo wir es schaffen und wo es Sinn macht, um den hohen Anteil an offenem Boden im Gemüseanbau zu reduzieren.
- Bei einigen Gemüsen – Tomaten, Gurken, Auberginen, Paprika, Zucchini – setzen wir geschnittenes Pflanzenmaterial (meist Klee und Gras) als natürliche Mulchschicht ein. Und wenn es nicht so viel Arbeit wäre, das alles per Schubkarre und von Hand so akribisch zu verteilen, dass nichts mehr durchwächst (aber das Gemüse schon!), würden wir das auch gern noch viel großflächiger machen.
- Wir setzen große Mengen Kompost ein – bisher insbesondere auf Basis von Rindermist vom Hof Quellen, der uns immer großzügig zur Verfügung gestellt wird! – das ist gut für den Humusgehalt und die Struktur des Bodens.

- Wir düngen im Vergleich zu anderen Bio-Gärtnereien sehr sparsam, setzen primär auf Mistkompost als langfristigen Humusdünger zur Bodenverbesserung, der seine Nährstoffe langsam und kontinuierlich über Jahre freigibt. Dazu setzen wir Lupinen als Dünger ein, die direkt nebenan auf dem Biohof Quellen angebaut werden – ein weiterer toller hofeigener Dünger! Durch den Verzicht auf große Mengen schnell löslicher Dünger wollen wir so auch zum Trinkwasserschutz beitragen – wobei mit dem Biohof Quellen einen vorbildlichen Partner haben, dessen ökologisches Niveau im Bereich Trinkwasserschutz wir mit dem Gemüseanbau wohl nie erreichen können. Übrigens bewirtschaftet Matthias auf dem Biohof Quellen allein 80 Hektar Fläche im Naturschutzgebiet „Obere Wümmeniederung“ – seine Rinder übernehmen dort im Rahmen des Landkreis-Beweidungsprojektes „WeideGründe“ die Pflege des artenreichen Grünlands.
16. Gemüse ohne Gift und Erdöl
Unser Solawi-Acker und unser Gemüseanbau ist EU-Bio-zertifiziert (unter der Nummer DE-NI-022-00135-A). Aber was heißt das eigentlich konkret? Schließlich halten wir keine Tiere, denen wir mehr Platz, eine artgerechte Umgebung oder gesundes regionales Futter zur Verfügung stellen. Was also bedeutet “bio” im Zusammenhang mit Gemüseanbau?
- Vor allem heißt es, dass wir keine synthetischen Pestizide einsetzen. Das sind Giftstoffe, um u.a. Unkräuter (sog. Herbizide)y, Pilzkrankheiten (Fungizide) oder (Schad-)Insekten (Insektizide) abzutöten. Stattdessen halten wir das Unkraut per Traktor-Hacke und mit Handarbeit in Schach. Gegen Schadinsekten nutzen wir Nützlinge, Nützlingsblühstreifen und Schutznetze. Gegen Pilzkrankheiten hilft vor allem gute gärtnerische Praxis. In Ausnahmefällen setzen wir im Gewäshaus natürliche Pflanzenschutzmittel wie das Extrakt aus dem Neem-Baum, simple Seifenlauge oder das Bakterium “bacillus thuringensis” ein und ab und zu “ökologisches Schneckenkorn” auf Basis von Eisen-III-Phosphat.
- Außerdem verzichten wir komplett auf synthetische Dünger wie sie in der konventionellen Landwirtschaft Standard sind. Synthetische Dünger werden seit dem globalen Siegeszug des Haber-Bosch-Verfahrens vor rund 100 Jahren in einem energieintensiven Prozess aus Wasserstoff gewonnen – dieser wiederum wird in aller Regel aus Erdgas oder Erdöl hergestellt. Synthetische Dünger haben hohe Wirkstoffgehalte und sind billig – ihre Herstellung verbraucht aber pro Kilo des Wachstumsnährstoffs Stickstoff große Mengen an (fossiler) Energie. Wir setzen stattdessen hauptsächlich Rindermist und Lupinen (Verwandte der Bohnen und Erbsen) vom Biohof Quellen als Dünger ein.
- Als Bio-Betrieb setzen wir außerdem nur Bio-Jungpflanzen, -Samen, -Komposte und -Erden ein. Bei Samen und Jungpflanzen heißt das z.B., dass diese ebenfalls ohne synthetische Pestizide und Dünger erzeugt wurden.
- Insgesamt müssen wir uns als Solawistas keine Sorgen über Pestizidrückstände im Gemüse und/oder im Boden machen, wirken dem Insektensterben entgegen und können durch weniger energieintensive ökologische Dünger einen kleinen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten.

17. Solawi heißt Kooperation
Solidarische Landwirtschaft ist für uns gelebte Kooperation.
Wir leiten die Solawi bewusst Team-orientiert und kooperativ, was auch seit vielen Jahren gut funktioniert.
Jede Menge Kooperation ist in unseren Abholstellen (Depots) gefragt, wo jedes Mitglied dazu aufgerufen ist, selbständig und mit aufmerksamem Blick auf die anderen abzuzholen und das Depot sauber und ordentlich zu halten. Das funktioniert meistens sehr gut, manchmal knirscht es und der Teufel steckt oft im Detail, wie ihr auch in dieser Aufzeichnung unseres Webinars zum Thema Logistik, Mengen und Depots sehen könnt. Damit es möglichst wenig knirscht, gibt es für jedes Depot eine feste Betreuung, einen Mailverteiler, eine eigene Signal-Chatgruppe und klare Spielregeln.
Wir kooperieren intensiv mit anderen Solawis, Bio-Gärtnereien und -Höfen, um Erfahrungen, Maschinen und Know-How auszutauschen.
Und wir kooperieren im Rahmen unserer Zusatzangebote mit regionalen Bio-Betrieben, damit ihr mehr als nur Gemüse über euer Depot beziehen könnt, wenn ihr möchtet. Damit wollen wir zugleich benachbarten und befreundeten Erzeuger:innen die Möglichkeit für einen möglichst direkten und fairen Absatz ihrer Produkte bieten. Äpfel, Fleisch und Eier gibt es ähnlich wie das Solawi-Gemüse im Jahresabo-Modell, was den Erzeuger:innen eine große Planungssicherheit gibt. Eier-Abonennt:innen kommen sogar in den Genuss einer expliziten Huhnpatenschaft: sie finanzieren ein Jahr lang die Kosten für ein Huhn und bekommen dafür im Jahresschnitt ziemlich genau die von diesem Huhn gelegten Eier. Honig, Mehl und Getreide – alles direkt vom Hof – können jederzeit per Einmalbestellung ins Depot geordert werden.

Wir erzeugen unser gesamtes Solawi-Gemüse selbst in der Solawi-Gärtnerei – allerdings seit 2018 mit zwei Ausnahmen:
die Solawi-Kartoffeln baut Matthias vom Biohof Quellen an, unser Verpächter und Solawi-Mitgründer. Dazu errechnet er jedes Jahr, welche Kosten ihm für den Kartoffelanbau inkl. Ernte und Aufbereitung entstehen. Wie vergüten ihm die gesamten Kosten, egal ob die Ernte größer oder kleiner ausgefallen ist, als erwartet.
Nach dem selben Prinzip eines garantierten Einkommens baut Till auf dem Hermannshof die Solawi-Zwiebeln an, da er diese dort besser trocknen kann als wir. Wir verteilen natürlich alle Zwiebeln und Kartoffeln, auch kleine oder riesige.
Wie auch bei unserem Gemüse versuchen wir, den Putz- und Waschaufwand auch bei den Zwiebeln und Kartoffeln gering zu halten, damit unsere Anteile günstig bleiben. Deshalb sind die Kartoffeln nicht vorgewaschen und um die Zwiebeln raschelt etwas mehr Schale als gewohnt.

18. Solawi is(s)t bunt und politisch
Solawi ist mehr als nur Gemüse. Für uns ist Solawi ein Statement für eine kleinbäuerliche, ökologische Landwirtschaft. Gegen die menschengemachte Klimakatastrophe. Für eine bunte Gesellschaft. Gegen menschenverachtende Ideologien jeder Art.
Mehr dazu lest ihr in unserem gemeinsam mit den Mitgliedern erarbeiteten Selbstverständnis “Gemüse mit Haltung”.

Text: Wendelin Sandkühler
Bilder: Nicole Laka, Karen Anlauf und Wendelin Sandkühler