Ackerwissen Maschinenkunde – die Pflanzmaschine
Weiter geht es mit unserer allseits beliebten Ackerwissen-Serie “Maschinenkunde”! Diese Woche stellen wir ein Gerät vor, das so simpel und unverwüstlich daherkommt, dass moderne, ergo technisch bestens ausgestattete Landwirt:innen herzlich lachen, wenn wir es als “Maschine” bezeichnen.
Nun gut, nennen wir unsere Pflanzmaschine also lieber bei ihrem Marken- und branchenüblichen Rufnamen “Accord” (wobei es u.a. auch Accord-Sämaschinen gibt!). Unsere Accord kam 2020 zu uns: blau lackiert, viele Jahrzehnte treuer Dienste hinter sich, und immer noch über 2000 Euro wert. Dabei besteht sie im Prinzip nur aus ein bisschen Stahl. Vor 2020 hatten wir zwei Jahre lang leihweise eine fast baugleiche Accord benutzt. Vielen Dank noch einmal an Till vom Hermannshof, den besten Nachbar-Landwirt der Welt, der sie uns immer großzügig zur Verfügung gestellt hat!
Die Accord wird hinten an den Trecker angehängt. Ihre wichtigsten Bauteile sind die Metall-Schare, die eine Pflanzfurche ziehen. Die Gärtner:innen sitzen – in der Regel zu dritt – auf der Maschine, vor sich Kisten mit Jungpflänzchen und legen das junge Gemüse auf der passenden Höhe in die Furche ab. Die Pflanzhöhe lässt sich außerdem durch Führungsräder, per Traktorhydraulik und durch den Neigungswinkel verstellen. Pro Pflanzreihe drücken zwei metallene Andruckrollen das Erdreich neben den Pflänzchen mit sanftem Druck an – für einen guten Stand und weniger Verdunstung.
Natürlich gibt es auch ausgefeiltere Pflanzmaschinen als unsere. Bänderpflanzmaschinen z.B. bei denen die Pflänzchen in ein Förderband gelegt werden, der Abstand wird über Zahnräder verstellt. Oder Becherpflanzmaschinen, wo die Pflanzen in rotierende Becher abgelegt werden. Mit diesen Maschinen lässt sich etwas schneller pflanzen und die Präzision kann gesteigert werden. Allerdings bieten sie sich eher für größere Flächen an, weil sonst ständig umgebaut werden muss. Ein weiterer Nachteil: sie funktionieren nur mit Jungpflanzen in Torf-Erdtöpfchen.
Wir sind sehr zufrieden mit unserem maximal einfachen Modell. Durch die simple Funktions- und Bauweise ist die Accord einfach zu benutzen, kaum störungsanfällig und leicht zu reparieren. Außerdem ist sie sehr leicht – das erspart dem Boden Verdichtung – und schön kurz – dadurch können wir auch neben unserem Wildschutzzaun noch wenden ohne allzu viel Beetfläche zu Weg machen zu müssen.
Für die Zukunft träumen wir ab und an mal von einer Mulchpflanzmaschine – die es dann aber auch wieder in den gängigen Varianten “Bänder”, “Accord” etc gibt. Wir müssten da nicht lange überlegen: einmal Accord, immer Accord. Was nicht heißen soll, dass wir in der Solawi im absoluten Akkord schuften müssen. 😉
Übrigens hat unsere Pflanzmaschine sogar eine eingebaute kleine Klingel – betrieben über ein Zahnrad. Sie kann ganz leicht verstellt werden und dann macht es immer genau in dem Moment “Kling”, in dem eine neue Pflanze in den Boden soll, um den perfekten Abstand einzuhalten, ganz im Stile eines Metronoms für Musiker:innen. Da die Klingel kaputt ist, üben wir uns beim Pflanzen immer darin, den perfekten eigenen Rhythmus zu finden – so mutet das Pflanzen per “Maschine” manchmal fast musikalisch an.
Text und Fotos: Wendelin Sandkühler