
Ackerwissen: Attacke in den Auberginen
Bald beginnt die Haupterntezeit in den Auberginen und wir freuen uns auf viele Früchte. – Keine Selbstverständlichkeit, denn die Auberginen hatten dieses Jahr mit allerlei Widernissen zu kämpfen.
Zunächst waren die Jungpflanzen zum Pflanztermin noch sehr klein, so dass sie in unserem Folientunnel-Gewächshaus einiges an Wachstum nachzuholen hatten. Dann wurden einige Auberginen-Pflanzen schon früh von Läusen attackiert. Gleich drei verschiedene Laus-Arten vermehrten sich auf den Pflanzen und behinderten die Photosynthese ihrer Blätter und ihr Wachstum. Den Läusen rückten wir mit Seifenlauge zu Leibe. Und vor allem setzten und setzen wir Florfliegen, Gallmücken und Schlupfwespen als Nützlinge ein. Die Schlupfwespen legen ihre Eier in die Blattläuse. Ihr Nachwuchs frisst die Laus quasi von innen auf, bevor er aus der Laus-Hülle schlüpft und selbst nach einem Wirt für seine Eier sucht. Eine fast schon grausam effiziente Taktik der Natur.

Der größte Feind unserer Auberginen ist dieses Jahr aber der Kartoffelkäfer. Ja, in der Tat! Da Auberginen ebenso wie Kartoffeln Nachtschattengewächse sind, mampfen diese braun-orangenen Käfer liebend gern auch deren Blätter. Zum Glück verschonen sie Tomaten, Paprika und Chilis – auch alles Nachtschatten.
Die Auberginen ziehen erfahrungsgemäß Kartoffelkäfer magisch an, was insbesondere gefährlich wird, wenn Kartoffeln in der Nähe angebaut werden. Und was steht direkt gegenüber unseres Auberginen-Tunnels auf der anderen Straßenseite? Acht Hektar (80.000 Quadratmeter) Kartoffeln – darunter auch unsere Solawi-Kartoffeln. Und aus den Kartoffeln finden die Käfer im Nu den Weg in die Auberginen…
By the way: die Krautfäule (“Phytophtora”) als besonders fiese Pilzkrankheit befällt neben den Kartoffeln auch unsere heißgeliebten und fast erntereifen Tomaten im Tunnel. Auch hier ist die Nachbarschaft von Nachtschatten-Gemüsen suboptimal. Aber dazu an anderer Stelle mehr, noch sind die Tomaten gesund und die Kartoffeln auch weitgehend.

Zurück zu den Kartoffelkäfern: die können innerhalb weniger Tage komplette Pflanzen kahlfressen, wie Gärtner:innen in ihren Auberginen immer wieder schmerzlich erfahren mussten. Die Käfer können mit biologischen Pflanzenschutzmitteln wie “Neem Azal”, einem Extrakt aus dem tropischen Neem-Baum, bekämpft werden, wirklich effektiv ist im Gewächshaus aber oft nur das tägliche Absammeln oder Zerquetschen der Käfer, die orange-gelbe Eier auf die Blattunterseiten legen, im Jugendstadium braun-orange-rötlich nackt aussehen und in ausgewachsener Form an ihren schwarzen Längsstreifen erkennbar sind. Im Jugendstadium besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit den Larven des Marienkäfers, die wir wiederum unbedingt im Gemüse haben wollen, da sie fleißig Schädlinge vertilgen.

Da wir in den letzten sechs Wochen fleißig auf Käfersuche waren – insbesondere Alex, der einen Ökologischen Bundesfreiwilligendienst bei uns macht -, sind die Auberginenpflanzen nun aus dem Gröbsten raus und wir können uns auf den Verzehr ihrer Früchte freuen. Diese sind, wie ihr hoffentlich alle wisst, aufgrund ihres hohen Gehalts an Bitterstoffen und Solanin, nicht zum Rohverzehr geeignet. In Asien, von wo die subtropische Auberginenpflanze auch stammt, gibt es jedoch einige Arten, die auch roh genießbar sind. Die heute in Europa vorkommende Art der Aubergine besteht aus fast 93% Wasser, 1% Eiweiß und 4% Kohlenhydraten.
Auberginen sind reich an Ballaststoffen – sie machen satt und bringen den Darm in Schwung. Außerdem ist die Eierfrucht nährstoffreich, wirkt antientzündlich und antioxidativ. Sie enthält viele gesunde Inhaltsstoffe, die in vielerlei Weise auf unseren Körper wirken, insbesondere Vitamin B1, B2 und Folsäure.
Guten Auberginen-Appetit (aber nicht für Kartoffelkäfer)!
Text: Nicola Fein und Wendelin Sandkühler
Fotos: Wendelin Sandkühler


