Ackerwissen: Die Ernteprognose geht manchmal in die Hose
Es gibt einige Gründe, weshalb das in der Ackerpost angekündigte Solawi-Gemüse immer mal nicht ganz identisch mit dem Gemüse ist, das ihr dann in eurem Depot findet:
Je nach Wetter, Krankenstand und sonstigem Arbeitsdruck müssen wir manchmal eine geplante Ernte verschieben – oder vorziehen. Letzteres z.B. weil das Wetter doch heißer wird, als zunächst angekündigt und bestimmtes Gemüse wie Fenchel sonst „schießen“ würde. Oder weil es sich nasser/kühler entwickelt als vorhergesagt und wir dann kurzentschlossen Mehltau-gefährdetes Gemüse wie Mangold oder Spinat früher ernten als geplant.
Bei kleineren Gemüsemengen, insbesondere den Kräutern, entscheiden wir oft spontan am Donnerstag, was wir noch schaffen, bevor die Logistik auf die Piste muss.
Manchmal schafft es eine kleinere Restmenge nicht in die Ackerpost, um die Ernteprognose kompakter zu halten und nicht bei der Mehrheit der Solawistas Erwartungen zu wecken, wenn es eh nur für wenige reicht. So geschehen z.B. vergangene Woche bei den Kohlrabi (150 Rest-Exemplare, es ist leider auch ein ganz mieser Kohlrabi-Sommer für uns) und den allerersten Tomaten (die nur für zwei kleinere Depots gereicht haben).
Da die Ernteprognose von den Gärtner:innen kommt, die finale Entscheidung, was wohin geliefert wird, aber bei der Logistik liegt, kann es auch mal vorkommen, dass ein für alle angekündigtes Gemüse nur einen Teil der Solawistas erreicht anstatt alle. So geschehen z.B. in den vergangenen zwei Wochen bei den Lauchzwiebeln.
Selten passiert es uns natürlich auch, dass wir in der Hauptsaison bei der Ernteplanung ein Gemüse vergessen und erst nach Versand der Ackerpost am Mittwoch auf dem Acker entdecken, dass z.B. der Zuckermais oder der Brokkoli doch schneller gereift ist, als gedacht. Unser Acker ist 250 Meter lang und fast 200 Meter breit – da gerät ab und zu mal eine unserer vielen Dutzend Gemüsearten vorübergehend aus dem Blick. 😉
Wir bemühen uns, bei „Stück-Gemüse“ immer möglichst vorsichtig zu schätzen, wie viele erntereife Exemplare der Acker diese Woche hergibt. Im Zweifel kündigen wir das entsprechende Gemüse als „nicht für alle“ an, um niemanden zu enttäuschen. In der Folgewoche (den Folgewochen) kommen dann in der Regel diejenigen dran, die leer ausgingen. Da wir aber nicht durch den Acker gehen und nachzählen, ob da wirklich 675 schöne Exemplare (für jeden Anteil eins) stehen oder vielleicht nur 550, ist das immer eine Schätzung. Wie beschrieben schätzen wir sehr konservativ und gehen lieber von zu wenig aus. Ggf. gibt es dann Abweichungen nach oben (reicht doch für alle, anders als angekündigt) oder seltener nach unten, wenn wir zu optimistisch waren – oder erst bei der Ernte Schäden am Gemüse entdecken und deshalb aussortieren müssen.
Aber warum reicht es überhaupt so oft nicht für alle? Können wir nicht einfach mehr anbauen? Mehr dazu lest ihr nächste Woche im Ackerwissen!
Text: Wendelin Sandkühler
Fotos: Nicole Laka und Wendelin Sandkühler
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