
Warum es häufig ein Gemüse „nicht für alle“ gibt
Unsere Ernteprognose in der Ackerpost besteht meistens, im Sommer eigentlich immer, aus zwei Teilen: „Für alle“ und „nicht für alle“. Obwohl wir uns redlich bemühen, ist so die wöchentliche Gemüseration immer auch ein Stück weit eine Überraschung. Einige Gründe dafür könnt ihr hier nachlesen. Aber auch wenn alles glatt geht – keine Probleme mit Krankenstand, Wetter, Schädlingen, Krankheiten oder falscher Einschätzung unsererseits –, gibt es einige Gemüse, die wir regelmäßig „nicht für alle“ ernten müssen:
Warum es Gurke, Zucchini & Aubergine oft nicht für alle gibt
Gurken, Zucchini und Auberginen müssen mindestens zwei bis drei Mal pro Woche geerntet werden – über viele viele Wochen. Die Zucchini bauen wir im Freiland an und nachdem wir 2018/19 festgestellt haben, dass eine (größere) Zucchini pro Woche über eine Dauer von zwei Monaten den meisten von euch zu viel ist, pflanzen wir immer so viele Zucchinipflanzen, dass es im Durchschnitt alle zwei Wochen eine Zucchini für euch gibt. Bei Gurken und Auberginen sind wir auf das geschätzte Gewächshaus angewiesen. Dort ist leider der Platz begrenzt, d.h. so lange wir kein neues Gewächshaus bauen, reicht unser Platz nur für 200-500 Auberginen und ca. 300-1000 Gurken pro Woche. Je nach Saison und je nachdem, welche Kultur wieviel Platz bekommt. Letztes Jahr hatten wir mehr Gurkenpflanzen, dieses Jahr mehr Auberginen. Da wir aktuell 675 Gemüseanteile haben, gibt es also ca. alle 2-3 Wochen eine Aubergine und alle 1-2 Wochen eine Gurke. Je nach Wetter, Gesundheit der Pflanzen und Saison können es evtl. auch mal zwei Gurken sein oder ihr habt zwei Wochen Gurkenpause (aktuell sind die Gurken z.B. schwer vom Falschen Mehltau geplagt und es gibt wenig Ernte).
Eine Erweiterung der Gewächshausfläche ist aktuell noch nicht in Planung, weil ein großer Kraftakt, aber mittelfristig angedacht. Natürlich würde dann auch der Gemüseanteil etwas teurer, insbesondere wegen der im Haus nötigen kontinuierlichen Handarbeit.

Wir wollen nichts verschwenden
Um mindestens 675 Stück ernten zu können, pflanzen wir beim Salat immer ca. 900 Jungpflanzen, bei den meisten anderen Gemüsearten eher 1000. Denn nicht aus jeder Pflanze wird ein schönes erntereifes Exemplar. Manche vertrocknen, werden verschüttet, von Hasen oder Insekten angeknabbert oder von Krankheiten befallen. Wenn wir wenig Verluste haben, haben wir z.B. von 950 Staudensellerie-Pflanzen in Woche 1 die 675 schönsten verteilt; in der Folgewoche stehen noch 150 erntewürdige Exemplare im Beet (125 Jungpflanzen haben es nicht gepackt). Wir verteilen dann die 150 Rest-Selleries natürlich an einzelne Depots – und produzieren damit schon wieder ein „nicht für alle“ in der Prognose.

Wir führen genau Buch, um möglichst gerecht zu verteilen
Bei der Frage übrigens, welches Depot dann im obigen Beispielfall ein zweites Exemplar bekommt, schauen wir immer in unserer Statistik nach, wer bisher wieviel vom entsprechenden (oder einem ähnlichen) Gemüse bekommen hat und wer demnach an der Reihe wäre. Dabei berücksichtigen wir auch, wie viel Gemüse welches Depot bisher insgesamt bekommen hat. Aktuell (Stand 27. Juli 2023) ist z.b. das kleine Depot auf der Veddel (VED) mit 61 Stück und 31 Kilo Gemüse am besten weggekommen; relativ am wenigsten haben bisher die Depots Minitopia (WIM) und Dorothea-Gartmann-Straße (DGS) bekommen: je 53 Stück und 31 Kilogramm. Alle anderen Depots liegen dazwischen (siehe Grafik). Ein dickes Dankeschön an dieser Stelle an Felix Wartemann, den Kopf hinter unserer famosen Gemüsestatistik!

Wir wollen unsere Anteile klein und erschwinglich halten
Viele Gemüsearten haben ein „kurzes Erntefenster“, d.h sie müssen innerhalb von Tagen (Zucchini und Co., siehe oben) oder mindestens in genau dieser Woche geerntet werden – etwa Brokkoli, Blumenkohl, Zuckermais, Spinat, Kohlrabi, Fenchel, Pak Choi und einige mehr. Andere Gemüse sind viel haltbarer auf dem Feld („langes Erntefenster“): Wurzelgemüse, ein schöner Wirsing, Rotkohl oder Knollensellerie kann meist ohne Probleme auch noch einige Wochen später geerntet werden.
Insbesondere bei Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi und Fenchel sollte aber nicht lange gewartet werden. Zugleich sind in der ersten Erntewoche oft aber nur 30-40% der Pflanzen erntereif. In Woche zwei weitere 30-40%; der Rest in Woche drei oder gar vier. Wäre es für diese Gemüse nicht viel entspannter, den Anbau so großzügig zu planen, dass es immer alles für alle gibt? Gärtnerisch wäre das kein großes Problem – abgesehen davon, dass wir zu wenig Fläche haben, insbesondere für Kohlgemüse LINK!!!!. Wir wollen auch bei Kohlrabi, Fenchel und Brokkoli zunehmend größere Mengen von 2000-3000 Pflanzen anpflanzen, damit es öfter auch mal z.B. zwei Stück in einer Woche für euch gibt (was macht man schon mit einem Fenchel als Hauptgericht für 4 Hungrige?!). Wir wollen die Mengen aber auch in Summe nicht massiv erhöhen, weil wir euch nicht mit zu viel Gemüse überfordern, unsere Anteile überschaubar und damit auch erschwinglich halten wollen. Wer mehr braucht, muss dann flexibel zukaufen oder ggf. einen zweiten Anteil zeichnen.

Warum reicht es in den Depots oft nicht für alle Abholer:innen?
Tja, die zu Recht heiß diskutierte Frage, warum für die spät(er) Abholenden immer mal von dem ein oder anderen Gemüse im Depot nichts mehr da ist (sehr ärgerlich!), wollen wir hier nur streifen (mehr dazu hier):
Wichtig für alle zu wissen ist in jedem Fall, dass unser Logistik-Team bei allen Gemüsen, die nach Stück verteilt werden, normalerweise keine Puffer einplant. Ein Stück heißt also wirklich nur ein Stück! Wenn eine Person zwei kleine oder nicht so schöne Exemplare nimmt statt einem (nach dem Motto „zwei kleine/hässliche sind doch wie ein normales Exemplar“), fehlt es am Ende der/dem Letzten beim Abholen!
Bei allen Gemüse, die nach Gewicht verteilt werden und durch Verdunstung/Abtropfen schnell an Gewicht verlieren, liefert unser Logistik-Team immer 10 bis 30 Prozent mehr in eure Depots, als rechnerisch nötig wäre. Bei „Gewichts-Gemüse“ das wir vor der Verteilung waschen (z.B. Spinat, Feldsalat, Asiasalat, Rucola, Lauchzwiebeln, Radieschen, Mangold) ermitteln wir immer das Trockengewicht vor dem Waschen. Mit diesem Wert verteilen wir dann das gewaschene Gemüse auf die Depots. Es bleibt dann jede Menge über, weil noch viele Kilogramm Wasser im frisch gewaschenen Gemüse schlummern. Diese Restmenge verteilen wir dann wiederum anteilig an alle Depots. Bei ungewaschenem „Gewichts-Gemüse“ wie Möhren oder Tomaten planen wir immer einen Puffer, damit es auf jeden Fall auch noch für die Letzten reicht, auch wenn sich einige im Depot vielleicht verwiegen oder (versehentlich) zu viel nehmen. Haben wir z.B. rechnerisch 442g Tomaten für jeden steht auf dem Zettel hinterher 400g, aus z.B. 578g Möhren machen wir 550g – und so weiter.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler