Mitmischerin: 9 Fragen an Teresa
Meine Rolle als Solawista ist in erster Linie, das Gemüse aus dem Depot abzuholen, es zu verarbeiten und zu verspeisen. Seit dieser Gemüsesaison bin ich nun auch hinter den Kulissen mit dabei. Ich habe die Gärtner:innen so oft ich konnte auf dem Acker unterstützt und dabei viel lernen dürfen.
Warum bist du Solawista?
Weil es einfach großartig ist, so viel gutes Gemüse zu essen. Ich kann nachvollziehen, woher das Gemüse kommt, die Menschen kennenlernen, die es anbauen und bei einer sehr guten Sache mitmischen. Das Mitmachen und Mitgestalten bei einem Projekt in direkter Umgebung, bei dem Menschen mit viel Leidenschaft und Mut positive Veränderungen anstreben, etwas Besseres gibt es doch nicht, oder?
Das Konzept Solawi gibt die Möglichkeit, neue Schritte zu wagen, um nachhaltig Gemüse anzubauen und hat dabei den Anspruch auch an die Menschen und unsere Natur zu denken. In meinem Leben hat die Solawi Superschmelz auf jeden Fall schon viel an positiven Veränderungen angestoßen und ich stelle fest, dass es sich immer wieder lohnt darüber zu reflektieren: Was esse ich? Wer bin ich? Solawista zu sein, was bedeutet das?
Wo können Solawistas dich treffen?
Im Depot `GAI` in Harburg oder auf dem Acker. Bei der nächsten Kürbisernte möchte ich auch unbedingt dabei sein. Das ist immer so schön gemeinschaftlich und es gibt Kürbissuppe, ach, wird das schön. Ansonsten könnt ihr mich auch im Kulturwohnzimmer in Harburg antreffen und mit mir Kunst machen.
Warum sollten andere Solawistas dich auf dem Acker besuchen kommen?
Ein Besuch auf dem Acker ist immer ein wohltuendes Erlebnis. Ich wohne in Harburg und schon der Weg zum Acker ist sehr besonders. Von der schnellen Stadt mit den eilenden Menschen geht es in den Metronom (meist mit noch müden Augen), doch dann schwinge ich mich in Tostedt auf‘s Fahrrad und werde wach. Langsam, denn das ist meine bevorzugte Fahrrad-Reise-Geschwindigkeit, fahre ich Richtung Acker. Jedes Mal, wenn ich über die Bahngleise fahre, merke ich, dass ich ankomme, denn dann beginnt das Waldstück.
Wenn ich allein fahre, verlangsame ich noch mal mein Tempo und atme tief die frische Waldluft ein. Bin ich still (abhängig vom gewählten Fahrrad und seinem Charme), höre und sehe ich die Tiere, und besonders schön ist es, wenn die Sonne durch das Blätterdach kitzelt. Pferde, ein Reh und dann der aufmerksamkeitsfordernde, hügelige Feldweg bis hin zum Hofpflaster, dass mich gemütlich ausbremst. Am Efeuhäuschen springe ich vom Fahrrad und dann geht das Entdecken erst los.
Ich liebe es, das Leben auf dem Acker zu beobachten. Das Hochschlängeln der Gurkenpflanze, die sich um das Seil kringelt, die Ameisen mit ihren Blattlausfreunden oder die wilden Tomaten, die zwischen anderen Kulturen wachsen, sind nur ein paar Beispiele. Immer gibt es etwas, das ich noch nie gesehen habe und worin ich mich fasziniert verlieren kann.
Habt ihr schon mal Knoblauchblüten gesehen? Wie aus einer anderen mystischen Welt.
Um die Frage nun also in kurz zu beantworten: Eigentlich sollt ihr nicht wegen mir den Acker besuchen, sondern um euer inneres Kind zu entdecken, das ein Bedürfnis hat, die Hände in die Erde zu stecken, aktiv zu sein und darin Ruhe zu finden.
Was wünschst du dir für diese Gemüsesaison?
Noch viele schöne gemeinsame Ackertage und dass sich viele Solawistas mal auf dem Acker umschauen (oder sogar mitackern). Ich kann es nur empfehlen, denn der Austausch mit den anderen, lieben Solawistas und Gärtner:innen ist sehr wertvoll und vielleicht sogar eine klitzekleine, spaßige Verantwortung im Solawista-Dasein.
Worüber freust du dich?
Über Sonnenschein, blühende Natur und lachende Menschen.
Wofür bist du dankbar?
Für die schönen vergänglichen Momente im Leben und die lieben Menschen um mich herum.
Was ist dein Lieblingsgemüse und warum?
Die Vielfalt macht’s, aber ich mag Kürbis sehr gerne. Und das Sommergemüse, bei dem sich die wärmende Sonne rausschmecken lässt.
Wenn Du ein Gemüse wärst: Welches wäre es?
Vielleicht eine Tomate. Die mag es schön warm und luftig. Was sie nicht so mag ist, wenn die Blätter zu nass werden. Die Pflanze verwurzelt sich gern tief in die Erde, auf der Suche nach nährender Energie, für die Früchte, die sie der Welt zurückgeben möchte. Der Tomatenpflanze darf man immer mal wieder Aufmerksamkeit schenken, aber dann kommt sie schon allein klar und sucht sich ihren Weg Richtung Sonne. Die Tomate ist eigen; Gemüse oder Frucht ? – ganz egal – , denn eins ist klar: Damit eine Tomate schön süß und sauer wird, braucht sie viel Liebe und Wärme. Den Winter mag sie nicht so, denn da vermisst sie das Licht und ist ziemlich (v)erfroren.
Fragen: Anna Michalski
Foto: Teresa Mohr