Ackerwissen: Unkrauthacken für Profis
Endlich mal wieder ein Beitrag in unserer losen Serie “Ackerwissen Maschinenkunde”. Dieses Mal zu der Frage: Wie kriegen wir in der Solawi-Gärtnerei all das Unkraut möglichst effizient in den Griff?
Gutes Unkrautmanagement fängt natürlich schon vor dem Hacken an:
– bei der Bodenbearbeitung – möglichst flach, um nicht zu viele neue Samen nach oben zu holen, aber auch intensiv genug damit alter Bewuchs nicht massenhaft wieder anwächst;
– beim falschen Saatbett – dazu wird das Beet ca. 2 Wochen früher als benötigt vorbereitet und dann kurz vor dem Pflanzen oder Säen ganz flach bearbeitet, um den ersten Schwung Unkrautkeimlinge gleich zu erwischen;
– beim Umgang mit alten Unkräutern oder Gründüngungspflanzen: die dürfen auf keinen Fall samenreif werden;
– und im Fall von Aussaaten bei der Nutzung verschiedener Maschinen wie z.B. des Striegels (dazu bald mehr) oder eines Gasbrenners, um das Unkraut abzutöten kurz bevor(!) das Gemüse durch den Boden spitzt. Wir nennen das Blindstriegeln und Abflammen (mehr dazu, wie das bei den Möhren funktioniert in diesem Ackerwissen).
Das wichtigste Gerät ist und bleibt aber unsere Unkrauthacke am Traktor, auch Maschinenhacke oder Hackmaschine genannt. Die ist direkt hinter den Vorderrädern montiert und besteht aus vier sogenannten Parallelogrammen mit Rädern zur Höhenführung, in die die Hackwerkzeuge eingebaut werden. Die Höhenführung ist wichtig, damit die Werkzeuge nicht zu tief arbeiten oder in der Luft schweben, wenn der Acker mal nicht ganz eben verläuft (was leider oft vorkommt!). Der Traktor fährt nun durchs Gemüsebeet, die Hacke hackt das Unkraut; und das Gemüse bleibt verschont, da wir immer im selben Abstand von 40cm zwischen den Reihen pflanzen und säen und die Hacke entsprechend montiert ist. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir bei dem ganzen sehr viel Wert auf die Kunst des Geradeausfahrens legen, damit die Hacke möglichst nur Unkraut erwischt.
Eine Hacke wie die unsere hat den großen Vorteil, dass sie von einer Person allein benutzt und gesteuert werden kann – denn durch die Aufhängung direkt hinter den Vorderrädern ist die Sicht auf die Werkzeuge frei und die Fahrer:innen sehen genau, ob sie grade Unkraut weghacken oder gar dem Gemüse zu nahe kommen und gegenlenken müssen. Das funktioniert natürlich nur mit einem speziellen Traktor (z.B. unserem tollen Fendt GT 275) mit “Zwischenachsanbau” bei dem der Motor unter der Kabine verbaut ist und damit jede Menge Platz hinter der Vorderachse für Geräte entsteht. Alternativ kann auch in der Front – vor der Vorderachse – gehackt werden; das ist aber ziemlich weit weg und die Sicht ist nicht gut. Oder die Hacke hängt hinter dem Traktor – dann ist meist eine zweite Person nötig, die hinten auf der Hacke sitzt und die Hacke lenkt und aufpasst. Große Betriebe stellen seit kurzem auch vermehrt auf kameragesteuerte Hacken oder Hackroboter um, die das Unkraut eigenständig vom Gemüse unterscheiden können (müssen).
Die wichtigsten Werkzeuge für unsere Traktorhacke sind:
– das Gänsefuß-Schar, ein flaches Messer, um das Unkraut zu schneiden;
– Häufelkörper, um Erde an die Pflanzenreihe zu häufeln (wie in einem Kartoffelacker) und damit das Unkraut in der Reihe zu verschütten;
– der Torsionsdraht, der die Erde horizontal bewegt, beim Fahren vibriert und auch ins Gemüse eingreifen kann – vorausgesetzt, es ist fest genug verwurzelt und kann das ab.
Manche Gemüse lassen sich sehr gut anhäufeln und/oder mit Torsionsdraht und Striegel bearbeiten, so dass hier im Idealfall keine Handarbeit gegen das Unkraut nötig ist – zum Beispiel viele Kohlgewächse, Kürbis, Zucchini, Mais, Bohnen, Zwiebeln, Porree.
Andere Gemüse vertragen ein Anhäufeln nicht – z.B. Salate, Kohlrabi, Fenchel, Spinat – weil es sonst häufig zu Schäden kommt durch z.B. Pilzkrankheiten oder Frasstellen (z.B. vom Drahtwurm der aus dem feuchten Boden direkt in das Kohlrabi oder den Fenchel kriecht). Bei diesen Gemüsen ist nach der Maschinenhacke noch ein Nacharbeiten per Handhacke in der Pflanzreihe nötig. Viel Arbeit machen beim Hacken auch oft unsere Schutznetze, die auf- und zugemacht werden müssen. Leider können wir aufgrund von Kohlschädlingen und massivem Hasenfraß an jungen Pflanzen oft nicht auf die Abdeckung verzichten.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler