Ackerwissen: Piep, Piep, Piep – da ist der Neuaustrieb!
Diese Woche können wir einige Solawistas mit frischen Salatblättern der Sorte Cerbiatta beglücken. Wir bauen diesen hübschen Salat eigentlich an, um ganze Salatköpfe zu ernten. So haben wir das auch im August gemacht. In der Zwischenzeit sind rund um die Schnittstelle viele neue Triebe gewachsen – zarte, gesunde Salatblätter. Das sonnige Septemberwetter mit kräftigen Regenmengen hat dem Salat offenbar gefallen und wir kommen in den seltenen Genuss einer zweiten Ernte beim Salat.
Normalerweise schneiden wir die Salate nämlich nur einmal, pro Pflanze gibt es also einen Salatkopf für euch. Zwar versucht jede Salatpflanze nach dem Schneiden, neue Triebe zu bilden und weiterzuwachsen, aber oft werden die Triebe nicht so schön, würden nur eine kleine Menge Schnittsalat ergeben oder wir brauchen das Beet bald schon wieder für neue Jungpflanzen und müssen den alten Salat einarbeiten. Um so schöner, dass es diesmal geklappt hat – fast jede Pflanze hat schöne neue Triebe gemacht.
Besser funktioniert es mit dem zweiten (oder sogar dritten) Schnitt im Salat, wenn spezielle Schnittsalatsorten angebaut werden. Das machen wir allerdings nicht, da Schnittsalat einen viel höheren Ernteaufwand bedeutet und in unseren Depots auch nicht lange frisch bleibt. Aber nun, da das Wetter bedeckt und herbstlich-kühl wird, können wir mal eine Ausnahme machen. Blattgemüse wie Asia-Salat bauen wir genau aus diesem Grund (Haltbarkeit im Depot) auch nur im Frühjahr und Herbst an, nicht im Sommer. Ausnahme ist Mangold, der ca. einmal pro Monat beerntet werden muss und drei- bis fünfmal pro Jahr geschnitten werden kann; zum Glück machen die großen Mangoldblätter auch nicht so schnell schlapp wie Asia-Salat, Spinat, Rucola und Co.
Übrigens gibt es auch noch andere Gemüse, bei denen die Neuaustriebe (auch Seitentriebe genannt) genutzt werden können: bei Brokkoli klappt das je nach Sorte sehr gut, ebenso bei Wirsing, Pak Choi, Spinat und mit Glück auch bei Spitz-, Rot- oder Weißkohl. Besonders gut funktioniert es natürlich bei Kräutern, Schnittsalat (z.B. Asia-Salat, Postelein) und Rucola!
Voraussetzung ist immer, dass nicht zu spät im Jahr geerntet wird, damit noch genug Wärme und Licht für einen Neuaustrieb da ist. Wirsing und Co. brauchen z.B. mehrere Monate, um ansehnliche Exemplare aus Seitentrieben entstehen zu lassen. Beim Brokkoli geht es relativ schnell und Sorten, die besonders viele Seitentriebe bilden liegen als sogenannter Sprossenbrokkoli voll im Trend. Wir ernten häufig nach dem Abernten des Brokkolis noch die schönen kleinen Seitentriebe – allerdings reicht die Menge immer nur für wenige Depots oder zum Verschenken als Mini-Brokkoli solange der Vorrat reicht.
Text und Fotos: Wendelin Sandkühler