FAQ (Fragen und Antworten)
Allgemein
In einer Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) finanziert eine Gruppe von Menschen einen Hof und teilt sich die Ernte. Bei wichtigen Entscheidungen dürfen alle mitbestimmen.
Die Mitglieder verpflichten sich, ein Jahr lang alle Lebensmittel abzunehmen, die produziert werden. Diejenigen, die auf dem Hof arbeiten, können dadurch langfristiger und ökologischer planen und werden fair entlohnt. Die Mitglieder sind auch untereinander solidarisch: alle entscheiden selbst und anonym, wie viel sie bezahlen können und wollen. Die Ernte wird wöchentlich an verschiedene Abholstellen (Depots) in der Nachbarschaft geliefert.
Wer möchte, kann mithelfen und dabei den Hof und andere Mitglieder kennenlernen (siehe auch: Mitgärtnern).
Mehr über unser Solawi und unser Selbstverständnis findest du hier.
Mehr Infos zum Prinzip Solawi und zu Solawis in ganz Deutschland: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft
Auf dem Biohof Quellen (Quellen 2, 21255 Wistedt) wird sämtliches Gemüse der Solawi Superschmelz angebaut (einzige Ausnahme sind die Zwiebeln, die wir auf einem Nachbarhof 10km entfernt anbauen, weil wir über keine eigene Zwiebeltrockung verfügen).
Der Biohof Quellen liegt wunderbar im Grünen aber nur 10 Fahrradminuten vom Städtchen Tostedt entfernt. Aus Hamburg und Buchholz besteht eine direkte Bahnverbindung alle 30 Minuten nach Tostedt (Fahrtzeit ab Harburg 20 Minuten). Eine Wegbeschreibung ab Bahnhof Tostedt findet ihr hier.
Die anfallende Arbeit wird auf (möglichst) viele Schultern verteilt – und zum Teil im Ehrenamt und zum Teil von Festangestellten erledigt.
Jede*r kann und darf nach kurzer Absprache mit den Gärtner*Innen auf dem Acker helfen (siehe Mitgärtnern). Genauso kann jede*r in anderen Bereichen aktiv werden. Es gibt derzeit drei Regionalgruppen sowie diverse AGs vom Einkochen bis zu den Finanzen. Derzeit arbeiten wir an Ideen, wie wir uns für die Umsetzung gemeinsamer Ideen trotz der großen Distanzen noch besser vernetzen können.
Nein. In der Solawi finanzieren die Solawistas die Produktion und nicht die Produkte. Sie legen sich für ein Jahr fest, um den Landwirten Planungssicherheit zu geben. Geerntet wird (fast) alles, so dass auch die krummen Möhren Verwendung finden.
Eine Foodcoop produziert keine Lebensmittel. Die Foodcoop-Mitglieder suchen sich Prouzent*innen ihres Vertrauens und bestellen dort geschlossen und auf Vorrat eine große Menge. So gelingt es, unter Ausschaltung von Zwischenhändler*innen, zugleich günstige Preise für alle und überdurchschnittliche Entlohnung der Erzeuger*innen sicherzustellen. Dieser Effekt kann noch vestärkt werden, wenn möglichst viele Arbeiten in der Foodcoop ehrenamtlich (rotierend) erledigt werden und z.B. private Räume als Lager genutzt werden etc.
Mitgliedschaft
Im Winter wird das Budget für das kommende Wirtschaftsjahr (1.4.-31.3.) erarbeitet und veröffentlicht. Der Gesamtbetrag (= geplante Ausgaben für ein Jahr Gemüseanbau) wird dann durch die Anzahl der geplanten Solawi-Anteile (Gemüseanteile) geteilt: heraus kommt der sogenannte Richtwert, also der Durchschnittsbeitrag. Bei der Anmeldung – seit 2020 ausschließlich per Online-Formular – kann nun jede:r grundsätzlich einen individuellen Beitrag für ein Jahr Solawi-Gemüse festlegen. Wie dies genau und möglichst solidarisch funktioniert erklären wir in der folgenden Frage “Wie läuft das solidarische Bieten konkret ab?”
Es gibt (mindestens) vier Ebenen, auf denen unsere Solawi solidarisch wirkt:
1. Indem die Mitglieder im Voraus einen fairen Preis für die Ernte eines Jahres bezahlen, unterstützen sie solidarisch alle Angestellten, die das Gemüse anbauen und verteilen, was insbesondere für Gärtner*innen eine große Verbesserung ist, da nicht sie das Risiko für schlechte Ernten tragen müssen, sondern alle Solawistas gemeinsam anteilig mit ihrem Beitrag. Für die in diesem Jahr neu geschaffene Solawi-Koordinations- und Kooperationsstelle (hauptamtlich, 50-Prozent-Stelle) bedeutet dies durch die Vorfinanzierung ebenfalls ein Jahr Arbeitsplatzgarantie.
2. Innerhalb der Mitglieder herrscht Solidarität, da sie ihre Jahresbeiträge nach ihrem finanziellen Vermögen frei bestimmen können. Wer mehr hat, zahlt mehr, wer weniger hat, weniger. Sehr wichtig ist uns dabei die Anonymität. Vorgegeben wird lediglich ein Richtwert in Form des Durchschnittsbetrags.
3. Alle Angestellten der Solawi erhalten den selben, fairen Lohn: 20 Euro brutto pro Stunde. Für die Entlohnung spielen Zeugnisse, Lebensalter oder in irgendeiner Form gemessene Arbeitseffizienz keine Rolle. Die Angestellten bilden also ein solidarisches Team, in dem diejenigen, die auf dem „freien Markt“ ggf. höhere Löhne erzielen könnten, diejenigen mittragen, bei denen dies (temporär) nicht der Fall wäre.
4. Wichtiges Motiv für unser ökologisches Engagement ist die Ressourceneinsparung (siehe Frage zu Ökologie). Im Sinne globaler Gerechtigkeit und Solidarität bemühen wir uns, nicht mehr Ressourcen zu nutzen, als unbedingt nötig. Im Sinne globaler Solidarität ist dabei insbesondere die Einsparung von Treibhausgasen relevant.
Im Idealfall gelingt es unserer Solawi auch, günstigeres (und nebenbei hoffentlich besseres) Bio-Gemüse anzubieten als jeder Discounter, da unser Anspruch lautet, alles, was essbar ist, auch zu verteilen und die Mitglieder bei Wertschätzung und Zubereitung ungewohnt aussehenden Gemüses zu unterstützen. Weshalb schließlich sollte „hässliches“ Gemüse weniger Nährstoffe oder Geschmack haben als „schönes“? Zudem hoffen wir, dass Solawi-Mitglieder mit der Zeit eine höhere Wertschätzung für Gemüse und Lebensmittel aufbauen und in der Folge auch weniger wegwerfen. Natürlich muss unsere Solawi auch kein Geld für Marketing, Groß- und Zwischenhändler oder für ein teures Ladenlokal ausgeben und auf den Gemüsepreis aufschlagen.
Zwischen 10 und 50% des Gemüses bleiben bei der üblichen Vermarktung auf dem Acker („Erntereste“), werden beim Waschen und Verpacken aussortiert oder in den weiteren Handelsstufen (Großmarkt…) oder werden von Supermärkten oder Privathaushalten entsorgt (siehe hier, Tabelle auf Seite 14). Wenn es uns als Solawi gelingt, diese Quote auf annährend Null zu senken, bekommen die einzelnen Esser*innen deutlich mehr (Bio-)Gemüse für ihr Geld als beim klassischen Einkauf. Was aber ist an günstigen Preisen solidarisch? Wir denken, dass (potenzielle) Solawi-Haushalte mit wenig Geld häufig davor zurückschrecken (aus Scham oder „Anstandsgefühl“ etc.), niedrige Summen für ihren Anteil zu bieten. Wenn es aber gelingt, die effektiven Preise pro kg Gemüse niedrig zu halten, ist Solawi hoffentlich nicht nur etwas für besser Verdienende oder Akademiker*innen. Dieser Effekt kann noch verstärkt werden, wenn besonders viele Mitglieder Zeit und Lust haben, ehrenamtlich auf dem Acker mitzuhelfen, weil dann die Personalkosten entsprechend reduziert werden können.
Geplant sind außerdem Gemüsespenden an Projekte wie beispielsweise die „Küchen für alle“ oder andere solidarische (Koch)-Projekte. Hierzu gibt es in der Solawi aber noch keinen abschließenden Beschluss.
Du kannst dich hier auf die Warteliste setzen lassen.
Einsteigen kannst du grundsätzlich bis voraussichtlich Ende März/Anfang April des jeweiligen Jahres. Da wir aber nur eine begrenzte Anzahl Menschen mit Gemüse versorgen können, empfiehlt es sich, dass du dich so bald wie möglich anmeldest. Sobald alle Anteile für ein Gemüsejahr vergeben sind, wird die Anmeldung geschlossen.
Nein, die Laufzeit beträgt ein Wirtschaftsjahr. Zum Ende des Wirtschaftsjahres läuft der Vertrag automatisch aus. Für ein weiteres Gemüse-/Wirtschaftsjahr muss man sich neu anmelden.
Sollten noch freie „Plätze“ (freie Ernteanteile) vorhanden sein, ist eine Aufstockung kein Problem. Verkleinern kannst du dich nur, wenn eine entsprechende Vertretung deinen Anteil übernimmt.
Ernteanteile
Einen Ernteanteil oder ein vielfaches, also zwei , drei, vier oder noch mehr Ernteanteile. Selbstverständlich kann die Anteilsgröße völlig frei gewählt werden. Eine weniger gemüseaffine WG oder Familie kann z.B. auch nur einen Ernteanteil bestellen, ebenso ist es z.B. einem gemüseversessenen Pärchen freigestellt, zwei oder drei Ernteanteile zu ordern. Und gemüseliebende Großfamilien oder -WGs können auch vier oder mehr Anteile für buchen.
Erhol dich gut!
Entweder schickst du jemanden der*die das Gemüse statt deiner abholt (z.B. die Person, die deine Blumen gießt oder die Katze füttert). Oder du sprichst dich mit einem*r der anderen Solawistas in deinem Depot ab und der*diejenige nimmt deinen Anteil mit.
Ein Ernteanteil ist so zusammengestellt, dass ein bis zwei erwachsene Personen, die gern Gemüse essen, damit während der Haupterntezeit (Juni/Juli-Dezember) mit Gemüse ‚vollversorgt‘ sein sollten. Fotos von beispielhafte Lieferungen eines Ernteanteils findest du hier.
Weniger als einen Ernte-Anteil gibt es leider nicht. Weil wir Gärtner*innen und Logistik nicht noch weiter herausfordern wollen, ist es nicht möglich weitere Mengen, z.B. für „halbe Köpfe“, zu liefern. Aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sich einen Anteil mit Nachbar*innen, Freund*innen oder Bekannten zu teilen?
Depots
Die Gemüseabholung wöchentlich freitags am Nachmittag/frühen Abend. Hier findest du eine Übersicht unserer Depots in der Nordheide und im Süden Hamburgs. Diese haben zum Teil unterschiedliche Öffnungszeiten und Regelungen mit Restgemüse.
Manche Gemüsesorten z. B. Möhren oder Radieschen kommen mit Grünzeug ins Depot. Die abzuwiegende Menge bezieht sich immer auf das Gemüse mit Grün.
Aber es waren doch Artischocken angekündigt?!?
Das Anbauteam versucht euch immer am Donnerstag mit der „Ackerpost“, dem Newsletter, eine Ernteprognose zu schicken, was euch ab Freitag erwartet. Für gelegentliche Abweichungen von dieser Ankündigung bitten wir um Verständnis. Das kann daran liegen, dass das Wetter sich anders entwickelt als gedacht oder dass wir weniger/mehr fleißige Hände beim Ernten haben als geplant. Andererseits ergeben sich häufig auch Abweichungen dadurch, dass von einer Gemüseart nur eine kleinere Menge geerntet werden kann (z.B. die letzten 200 Kohlrabis von ursprünglich 900 Stück), wir diese aber dennoch möglichst alle verteilen wollen. Das Gemüse wird dann nur an einen Teil unserer Abholstellen geliefert. Dabei achten wir darauf, dass in regelmäßigem Wechsel mal die eine, mal die andere Abholstelle in den Genuss solcher kleinerer Mengen kommt, sodass im Jahresverlauf bei allen in etwa dieselben Mengen ankommen sollten.
Wir versuchen, voraussichtliche Abweichungen durch kleine (Rest-)Mengen anzukündigen, indem wir ein „(nicht für alle)“ hinter dem entsprechenden Gemüse in die Ernteprognose einfügen.
Leider kommt es immer wieder vor, dass Mitglieder, die ihr Gemüse erst am Sonntag Nachmittag abholen können, nicht mehr alles Gemüse vorfinden, das auf der Liste steht. Dies kann mehrere Ursachen haben:
Das Gemüse wird auf dem Hof gewaschen und ist beim Abwiegen der Gesamtmenge entsprechend feucht. Beim Transport und im Depot trocknet das Gemüse, so dass die Gesamtmenge kleiner wird. Dies wird bei der Berechung berücksichtigt, aber da es sich von Gemüse zu Gemüse unterscheidet und auch vom Abholzeitpunkt (und somit vom Abwiegezeitpunkt des jeweiligen Anteils) abhängig ist, lässt sich das Problem nicht vollständig lösen.
Beim Abwiegen mit unterschiedlichen Gefässen und Waagen kommt es immer wieder vor, dass nicht bei 0g gestartet wird, da das Gefäß vorher leichter war. Im Depot versuchen wir dieses Problem mit einheitlichen Wagen und Gefäßen soweit wie möglich zu reduzieren. Gerade bei eigenen Gefäßen kann es aber vorkommen.
Beim Abwiegen wird es vielleicht nicht allzu genau genommen. Wenn aber fast 90 Anteile alle immer nur um ein paar Gramm aufrunden, fehlen am Ende zwei bis drei Portionen für die letzten Abholer*innen.
… und natürlich passieren Fehler. Sowohl auf dem Hof beim Zusammenstellen der Mengen, als auch beim Abwiegen jedes Mitglieds im Depot kann es einfach vorkommen, dass man sich mal vertut. Hier hilft nur genaues Hinschauen und doppelte Kontrolle, ob man die richtige Menge zum passenden Gemüse und für die eigenen Anteile (1, 2 oder 3) aus der Tabelle abgelesen hat.
Es wird bei der Berechung für die einzelnen Anteile immer eher abgerundet und es gibt noch eine kleine Reservemenge Gemüse dazu, aber die meisten Fehler passieren beim Abwiegen im Depot. Daher: Schaut bitte genau hin und verhaltet euch solidarisch mit den anderen Mitgliedern und rundet eher etwas ab als auf.
Anbau
Die Anbauflächen unserer Solawi sind EU-Bio-zertifiziert unter der Nummer DE-NI-022-00135-A. Die biologischen Anbaumethoden der „Solidarischen Landwirtschaft“ verbessern die Fruchtbarkeit des Bodens und tragen zur nachhaltigen Humusbildung bei. Pestizide sowie Kunstdünger werden nicht eingesetzt.
Wir sind aber mehr als nur “Bio” und tun viel, das über die üblichen, im Bio-Anbau vorgeschriebenen Maßnahmen hinausgeht. Mehr dazu unter “Welche Rolle spielt Ökologie in der Solawi?”.
Wir verwenden nur im Bio-Anbau zugelassene Dünger, Samen, Pflanzen sowie biologische Pflanzenschutzmittel. Wir wollen aber nicht nur Mindestbestimmungen erfüllen. Was wir noch tun, zeigt diese Liste:
Bodenverbesserung durch Fruchtfolge: Um den Boden zu schonen und zu verbessern, werden in unserer Solawi (in Zusammenarbeit mit dem Biohof Quellen) abwechselnd verschiedenste Pflanzen angebaut: Gras und Klee als Weide und Futter für Tiere, Gemüse, landwirtschaftliche Kulturen wie Getreide sowie Gründüngungspflanzen. Die allermeisten Gärtnereien sind zu einer einseitigen Fruchfolge gezwungen, da sie keine landwirtschaftlichen Kulturen (Getreide, Futtergras etc.) anbauen. Wir haben zum Glück den Biohof Quellen „im Rücken“ mit großen Flächen rund um den Hof. Als Solawi müssen wir zudem nicht immer nur auf die Rentabilität einzelner Pflanzen achten, sondern können uns auch z. B. mal eine zusätzliche Gründüngung „leisten“.
Bodenverbesserung durch Gründüngung: Gründüngungspflanzen durchwurzeln und bedecken den Boden. Dadurch wird Erosion und Nährstoffauswaschung vermindert, das Bodenleben angeregt (die Tierchen lieben eine dichte Durchwurzlung), es werden Bodenverdichtungen aufgelockert und die Bodenstruktur wird insgesamt verbessert (sog. Bodengare) und damit Humus aufgebaut. Vor allem aber binden viele Gündüngungspflanzen – alle Leguminosen wie Erbsen, Klee, Bohnen, Lupinen, Wicken – Stickstoff aus der Luft, den Hauptnährstoff der Pflanzen. Jede Gründüngung (mit Leguminosen) reduziert somit den nötigen Düngereinsatz erheblich. Nach 3-6 Monaten Gründüngung kann im Anschluss ohne weitere Düngung direkt Gemüse angebaut werden. Um das Bio-Siegel zu erhalten muss eine Gärtnerei theoretisch keine einzige Gründüngung anbauen. Auch beim Demeter-Verband gibt es dazu keine Verpflichtung. Der Bioland-Verband schreibt seinen Mitgliedern immerhin das Anbauen von Gründüngungen auf 20% ihrer Fläche über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten vor und gilt damit (neben Biosuisse) als Vorreiter. Wir als Solawi können und wollen dies aber locker toppen! Es mag ein wenig mehr kosten, nutzt aber dem Bodenleben und spart kostbaren Dünger (z.B. in Form des hofeigenen Mists) ein, der anderweitig verwendet werden kann.
Ausschließlich hofeigener Dünger: Wir haben die Möglichkeit, mit dem hofeigenen Mist des Biohofs Quellen zu düngen. Lediglich im Gewächshaus gestaltet sich aufgrund der extremen Nähstoffansprüche von Tomaten und Co die Düngung ausschließlich mit Mist und Gründüngungen schwierig. Hier scheinen aber Schafwollpellets eine ökologische – und ethisch vertretbare – Lösung für uns zu sein.
Weite Fruchtfolgen und weniger Pflanzenschutzmittel: Auch den Einsatz der biologisch zugelassenen Pflanzenschutzmittel (z.B. Neem-Extrakt, oder bacillus-Bakterium) versuchen wir zu minimieren. Stattdessen arbeiten wir mit einer „weiten Fruchtfolge“ (lange Pausen zwischen dem Anbau derselben Gemüsefamilien auf dem selben Acker) und Netzen zum Schutz vor Schädlingen und bevorzugen dabei langlebige (und teure) Materialien, um Müll zu vermeiden. Vielfältig ist unser Anbau von Natur aus, da sich die Solawi-Mitglieder Gemüsevielfalt wünschen. Somit können sich einzelne Schädlings- und Krankheitstypen, die z. B. nur Kohlpflanzen befallen, nicht so leicht auf unseren Äckern etablieren.
Maschineneinsatz, wenn nötig: Den Maschineneinsatz versuchen wir gering zu halten, wobei uns zugleich faire Löhne und erschwingliches Gemüse ein Anliegen sind (wir könnten auch ausschließlich von Hand erzeugtes Gemüse anbieten, nur deutlich teurer; oder die Mehrkosten für Handarbeit durch Senkung der Löhne ausgleichen). Für den Gemüsetransport am Hof bis ca. 150 kg verwenden wir unsere diversen Handkarren; für die Unkrautregulierung so oft es geht die manuelle “Radhacke” statt des Traktors. Unser Traktor ist vergleichsweise alt, jedoch leistungsstark und unverwüstlich und wird hoffentlich noch viele Jahre seinen Dienst tun. Was ihm an modernster Effizienz abgeht, macht er hoffentlich durch eingesparte Produktionsenergie wieder wett. Für großflächige Bodenbearbeitungen verwenden wir jedoch neuere, größere Traktoren aus der Landwirtschaft, da diese pro Quadratmeter deutlich weniger Diesel verbrauchen und dank cleverer Breitreifen und passendem Luftdruck auch bei der Bodenverdichtung mit kleinen Traktoren (und teils sogar mit Pferden) mithalten können.
Blühstreifen: Wir säen Blühstreifen zwischen den Beeten aus und pflegen diese – fürs Auge und für die Insekten. Außerdem experimentieren wir mit Permakultur und Mischkulturen.
Gegen Lebensmittelverschwendung: Im Biogemüsebau ist es aufgrund von Vermarktungsnormen üblich, 10-30 % (bei manchen Sorten bis zu 50 %) des genießbaren Gemüses auf dem Acker zu lassen oder auf den Kompost zu werfen. In unserer Solawi jedoch soll alles, was genießbar ist, auch verteilt werden. Da ja in jedem Kilogramm Gemüse auf dem Feld oder im Lager – egal ob hässlich oder schön – Ressourcen, z.B. in Form von Maschineneinsatz oder schlicht Arbeitszeit stecken, können so effektiv Ressourcen eingespart werden. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass Solawi-Mitglieder einen überdurchschnittlichen Bezug zur “ihrem” Gemüse haben und dadurch weniger wegwerfen.
Wir hoffen, dass wir durch das Herstellen eines Bezugs und einer Wertschätzung für unser Gemüse nicht nur zu weniger Lebensmittelverschwendung beitragen, sondern auch zu einem allgemeinen ökologischen Verständnis und zur Umweltbildung beitragen.
Wir reduzieren Verpackungsmüll: Dank unserer legendären Pfandkisten, in denen sämtliches Gemüse geliefert wird und die erfahrungsgemäß diverse Jahrzehnte halten – und dank der unzähligen Mitglieder, die die Chance nutzen, eigene Verpackungen mitbringen zu dürfen und das Gemüse in Beuteln, Kistchen, Körben, Rucksäcken, Sattel- und Handtaschen, recycelten Tüten und manchmal sogar Eimern zu verstauen.
Alle Angestellten der Solawi erhalten einen Stundenlohn von 20 Euro brutto. Selbstverständlich werden die gesetzlichen Urlaubsbestimmungen eingehalten (wobei hier im Raum steht, die Zahl der Urlaubstage pro Jahr auf 25 oder 30 zu erhöhen).
Nachdem das Stundenbudget der Gärtner*innen in der vergangenen Saison aufgrund vieler Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit dem starken Mitgliederwachstum viel zu niedrig angesetzt war, haben wir die Gärtner*innenstunden um rund 30 Prozent erhöht. Das Stundenbudget der Logistiker*innen – bisher überwiegend in ehrenamtlicher oder prekärer Arbeit erledigt – wurde sogar noch deutlicher erhöht.
Die Angestellten können den Umfang ihrer Beschäftigung innerhalb ihres Teams eigenständig festlegen (die bevorzugte Variante ist der Teilzeitjob, was im Gemüsebau mit saisonalen Schwankungen von mind. 50% auch nahe liegt, um in den Monaten der Hochsaison noch so etwas wie ein Privatleben zu haben).
Die Angestellten sind sehr frei in der Gestaltung ihres Arbeitsalltags. Die Solawi gibt keinerlei Hierachien vor, weder gibt es die Chefgärtnerin, noch den Cheflogistiker. Die Gärtner*innen beispielsweise organisieren sich als gleichberechtigtes Team.
Um solche Prozesse und die allgemeine Weiterentwicklung zu unterstützen sind für die Saison 2019/20 2500 Euro für Supervision und Fortbildungen eingeplant.