Zu klein, zu hässlich?
Vergangene Woche haben viele von euch vermutlich den kleinsten Kohlrabi ihres Lebens bekommen (immerhin in doppelter Anzahl hoffentlich). Außerdem haben wir den wohl “hässlichsten” Spinat seit mindestens drei Jahren geerntet. Vor solchen Ernten diskutieren wir im Anbauteam immer: lohnt die Ernte überhaupt, wenn das Gemüse so klein, so unansehnlich ist? Oder besser gleich wieder “unterpflügen”? Wir haben uns diesmal – und auch sonst schon oft – fürs Verteilen entschieden. Dafür war ausschlaggebend, dass beide Gemüse, Spinat und Kohlrabi, noch wunderbar schmackhaft waren, nur eben (viel) zu klein für normale Ansprüche bzw. mit viel zu vielen gelben Blättern. Damit unsere Arbeitszeiten nicht ausufern und das Gemüse erschwinglich bleibt, wollen wir uns aufwendige Putzarbeiten, bei denen zehntausende gelbe oder braune Blättchen einzeln abgezupft werden müssen, auf dem Feld sparen. Aus diesem Grund gibt es beispielsweise auch die Lauchzwiebeln immer ungeputzt. So gehört es in unserer Solawi bisher immer mal wieder zum Solawista-Alltag, zu Hause die äußersten Häutchen der Zwiebeln abzuziehen – oder eben hässliche Blättchen auszusortieren. Wir muten an solchen Stellen lieber allen über 600 Solawi-Haushalten (die rund 750 Gemüseanteile beziehen) einige unliebsame und langwierige Handgriffe zu, anstatt zigtausende dieser Handgriffe den angestellten Gärtner*innen zu überlassen.
Letztlich steckt dahinter die Frage: wer putzt das Gemüse, alle ein bisschen oder einige wenige für alle? Wir entscheiden uns bisher häufiger als andere Gärtnereien und Solawis für Ersteres und hoffen, dass ihr da mitgehen könnt. Was die Verteilung kleiner, krummer oder sonstwie “hässlicher” Exemplare betrifft entscheiden wir uns auch meistens nach dem Motto: Alles was essbar und lecker ist, wird auch verteilt. So z.B. aktuell bei den Mini-Kohlrabis. Unser größtes Ziel ist aber natürlich immer, gut versorgtes und gesundes Gemüse anzubauen. Denn an einem schönen erntereifen Spinat finden sich im Idealfall keine gelben Blätter, so dass mit einem schnellen Schnitt die ganze Pflanze geerntet ist. Und ein gesundes Kohlrabi kann zur vollen Größe heranwachsen, so dass sich auch niemand den Kopf zerbrechen muss, ob die Ernte überhaupt lohnt oder ob die geernteten Exemplare in große und kleine oder gar in groß, klein und mittelgroß sortiert werden sollten.
Nächste Woche schildern wir im Ackerwissen, warum Spinat und Kohlrabi so missraten sind diesen Herbst.
Text und Bild: Wendelin Sandkühler