Ackerwissen: Unser Wirtschaftsplan – Teil 2: der Verein
Für die kommende Solawi-Saison beträgt der durchschnittliche Jahresbeitrag 640 Euro. Knapp drei Viertel (75%) dieses Betrags entstehen direkt bei der Erzeugung unseres Gemüses. Die Zahlen hinter unserem Anbau haben wir im letzten Ackerwissen genauer beleuchtet. In dieser Woche widmen wir uns im Ackerwissen dem fehlenden Viertel (25 %) an Ausgaben. Diese werden vor allem von unserem Verein Solawi Superschmelz e.V. bestritten, auf den für die Saison 2022/-23 rund ein Fünftel (20 %) der gesamten Solawi-Ausgaben entfallen. Die verbleibenden fünf Prozent der Gesamtausgaben machen Steuern aus.
Viertel, Fünftel, Prozent? Hier findet ihr die Solawi-Finanzen aufs Wesentliche reduziert in einer übersichtlichen Tabelle.
Was macht der Verein Solawi Superschmelz e.V.?
Unser Solawi-Verein kümmert sich insbesondere um die Mitgliederverwaltung (inkl. der Überweisung und Weiterleitung der Jahresbeiträge) und um den großen Bereich der Logistik. Zur Logistik zählt die Ausstattung und der Betrieb unserer Abholstellen, das “Kommissionieren” (= Wiegen und Abzählen) des Gemüses vor dem Ausliefern, das Ausliefern des Gemüses (und der Zusatzangebote) in eigenen Transportern, der Rücktransport leerer Kisten zum Hof. Zu den Vereinsaufgaben gehört außerdem die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, z.B. durch die Homepage und die Ackerpost und durch Veranstaltungen am Hof.
Personalkosten im Verein
Den Löwenanteil der Vereinskosten machen – analog zu den Kosten in der Erzeugung – Personalkosten aus: Inklusive kleinerer Posten wie z.B. Berufsgenossenschaftsbeiträgen und Lohnbuchhaltung (aktuell rund 1.300 Euro) summieren sich die kalkulierten Personalkosten für das Gemüsejahr 2022/-23 auf rund 70.000 Euro. Ziemlich genau die Hälfte dieser Personalkosten entfällt auf die Entlohnung der Fahrer:innen und Logistiker:innen. 33.000 Euro Lohnkosten entstehen im Bereich der Mitgliederverwaltung und -betreuung, der Finanzen und der IT.
Gute Arbeitsplätze als Herzstück der Solawi
Verwaltungsarbeit in Vereinen wird oftmals ganz oder teilweise ehrenamtlich bestritten – nicht selten zulasten der Professionalität und/oder zulasten der Engagierten. Auch bei uns in der Solawi wurden die bezahlten Arbeitsstunden für die Vereinsverwaltung bisher immer besonders knapp kalkuliert nach dem Motto “Kriegen wir schon irgendwie hin und das Gemüse soll ja auch nicht zu teuer werden”. So sind in diesem Bereich immer wieder jede Menge unbezahlte Überstunden gemacht worden. Nachdem das Budget für die Orga-Stelle des Vereins auch für 2021/-22 wieder zu knapp angesetzt war, wollen wir hier ab der neuen Saison endlich auch jede wertvolle Arbeitsstunde vergüten können – wie wir es in den Bereichen Erzeugung und Logistik auch schon seit Jahren handhaben. Deshalb haben wir die Vereins-Orga-Stelle deutlich erhöht von 10 auf 20 Wochenstunden, wodurch sich natürlich auch die Personalkosten hierfür in etwa verdoppeln auf rund 26.000 Euro.
Auch den Bereich IT und Digitalisierung haben wir in der Solawi bisher immer mit ganz schmalem Budget bestritten und oft genug improvisiert. Dies wollen wir nun professioneller angehen und schaffen eine 450-Euro-Stelle (ca. 7.000 Euro Investition pro Jahr), um eine professionelle IT-Struktur aufzubauen. Wichtig ist das insbesondere in Bezug auf die Themen Datenschutz und Datensicherheit.
Im Bereich der Fahrer:innen bewegen wir uns derweil weiter weg von den 450-Euro-Jobs. 2022 sollen unseren beiden festen Solawi-Fahrer im Rahmen eines Midi-Jobs beschäftigt werden. Im Vergleich zum vorherigen Modell mit zwei Mini-Jobs, einem davon befristet, ergeben sich dadurch leichte Mehrkosten von ca. 1.500 Euro.
Insgesamt machen die oben genannten Personalkosten in den Verantwortungsbereichen des Vereins aktuell 14,6 % der Solawi-Gesamtkosten aus. Addiert man dazu die Personalkosten für die Erzeugung des Gemüses (insb. Gärtner:innen-Gehälter), welche 45,8 % der Gesamtkosten ausmachen, so zeigt sich dass rund 60 % des Solawi-Beitrags direkt für Lohnzahlungen verwendet werden. Übrigens bezahlen wir in der Solawi alle Angestellten mit dem selben “Solawi-Stundensatz” von 20 Euro Bruttostundenlohn – egal ob Gärtnerin, ITler, Fahrer oder Betriebswirtin…
Die “reinen Logistikkosten” oder: die Hardware
Knapp 10.000 Euro kalkulieren wir aktuell für den Betrieb unserer zwei Transporter, vor allem für Sprit, Versicherung, Steuer und Reparaturen. Fünf Abholstellen haben wir angemietet (alle weiteren bekommen wir gegen Gemüse zur Verfügung gestellt), was Mietkosten von rund 5.000 Euro pro Jahr bedeutet. Zusammen mit einem kleinen Posten für die Ausstattung der Depots (Regale, Waagen, Reparaturen) kostet uns die Logistik-“Hardware” damit aktuell knapp 16.000 Euro oder 3,3 % des Gesamtbudgets. Dieser Betrag liegt rund 500 Euro höher als letzte Saison, im Wesentlichen wegen höherer Spritkosten.
Von Hoffest bis Haftpflicht – weitere Kosten im Verein
Rund 5.700 Euro kalkuieren wir für die echten “Hardcore”-Verwaltungskosten wie Steuerberatung, Finanzbuchhaltung, Haftpflichtversicherung, Kontoführungsgebühren, Software-Lizenzgebühren etc. Zudem rechnen wir mit rund 2.500 Euro für Kosten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung (z.B. Mitgliedschaft im Solawi-Netzwerk). Die sonstigen Kosten bleiben aktuell konstant.
Fazit zu den Vereinsfinanzen
Damit unbezahlte Überstunden in der Solawi endgültig der Vergangenheit angehörenerhöhen wir das Stundenkontingent für die Vereinsverwaltung wie oben beschrieben deutlich. Zusammen mit unserer Offensive zum Ausbau einer vernünftigen IT-Infrastruktur, der Etablierung von Midi-Jobs bei den Fahrer:innen und leichten Mehrkosten durch höhere Spritpreise ergeben sich damit Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr von rund 22.000 Euro. Geteilt durch alle 750 Mitgliedsanteile ergibt das eine rechnerische durchschnittliche Mehrbelastung von circa 29 Euro pro Jahr oder 2,40 Euro pro Monat pro Mitglieds-Haushalt*.
* Anmerkung: In der Erzeugung hatten wir bereits Mehrkosten von rund 17 Euro pro Anteil und Jahr hergeleitet. Für den Verein ergeben sich nun 29 Euro, zusammen also 46 Euro. Weshalb steigt der Anteilspreis also nicht von 600 Euro (Saison 2021/-22) auf 646 Euro sondern nur auf 640 Euro? Diese leichte Abweichung erklärt sich vor allem dadurch, dass wir 2021 einen Richtwert von 597 Euro kalkuliert hatten und 2022 auch nicht exakt bei 640 landen, sondern bei 641,50 Euro. Wir haben also 2021 der Einfachheit halber leicht aufgerundet und können 2022 minimal abrunden, da unsere Finanzen sehr solide dastehen.
Text & Fotos (wenn nicht anders angegeben :)): Wendelin Sandkühler
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