
Solawi Superschmelz goes Genossenschaft
Unsere Solawi soll 2024 endlich eine einheitliche, passende Rechtsform bekommen: wir wollen eine Genossenschaft werden. Diese Rechtsform bringt für euch als “ganz normale Solawi-Mitglieder” keine verpflichtenden Veränderungen; ihr könnt zusätzlich zu eurem Solawi-Anteil Genossenschaftsmitglied werden, müsst es aber nicht (mehr dazu unten!).
Die Rechtsform Genossenschaft bietet für uns als Solawi einige Vorteile: sie ist demokratisch, nicht gewinnorientiert, erleichtert Investitionen und ist transparent und klar strukturiert. In den nächsten Monaten bekommt ihr noch mehr Infos zu den verschiedenen Aspekten unserer geplanten Solawi-Genossenschaft. Heute gehen wir zunächst auf die wichtigsten praktischen und rechtlichen Fragen ein.
Ein wichtiger Grund für die Genossenschaftsbestrebungen ist nämlich auch unser bisheriges Rechtskonstrukt, mit dem wir seit 2019 den Solawi-Alltag bestreiten.
Das ist unnötig kompliziert, basiert aber auf der Historie unserer Solawi.
Im Moment ist es so: Die “Solidar-Hof Nordheide UG & Co . KG” ist zuständig für den Anbau des Solawi-Gemüses und Arbeitgeberin unseres Ackerteams. Der Verein
“Solawi Superschmelz e.V.” ist zuständig für die Mitgliederverwaltung und -beteiligung inkl. Depots und Arbeitgeber unserer Logistik.
Funktioniert soweit, ABER: Buchführung, Jahresabschlüsse, Controlling und Verwaltung – alles muss doppelt gemacht werden. Auch (steuer-)rechtlich tauchen immer wieder Probleme auf, weil eine Solawi nicht so recht in die Logik der Behörden passt: für einen Verein agieren wir zu wirtschaftlich, für ein klassisches Unternehmen zu wenig profitorientiert. Mit der Gründung der Solawi-Genossenschaft wollen wir das rechtlich alles unter ein gemeinsames Dach bringen.
Grundsätzlich: Eine Genossenschaft ist ein staatlich geförderter Zusam-menschluss von mehreren Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. Der Zweck der Gründung einer Genossenschaft ist nicht die Erzielung von Gewinn, sondern die Förderung ihrer Mitglieder. Das bedeutet nicht, dass eine Genossen-schaft keine Gewinne erzielen darf, aber die Gewinne werden verwendet, um das gemeinsame Ziel im Sinne der Mitglieder zu erreichen. Verein und Genossenschaft sind sich also grundsätzlich sehr ähnlich. Für uns wichtig: Beide Rechtsformen weisen eine flexible Mitgliederstruktur auf, indem der Ein- und Austritt von Mitgliedern “jederzeit” möglich ist.
Als “selbsterzeugende Verbraucher:innen” sind die Mitglieder der Genossenschaft aber auch Miteigentümer:innen des gemeinschaftlichen Solawi-Geschäftsbetriebs, Kapitalgeber:innen durch das Einbringen von Geschäftsguthaben (Genossen-schaftsanteilen), Mitproduzent:innen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und natürlich Nutzer:innen bzw. Konsument:innen der genossenschaftlichen Leistungen – alles auf einmal.
Was bedeutet das für euch?
Obwohl die Idee einer Genossenschaft eine grundlegend andere ist als bei anderen Rechtsformen ändert sich für euch als einfache Solawi-Mitglieder erstmal nichts im praktischen Solawi-Alltag. Ihr werdet mit Zeichnung eures Gemüseanteils nicht automatisch zu Genossenschaftsmitgliedern.
Damit ihr frei wählen könnt, ob ihr zusätzlich zu eurem Gemüse-Anteil auch Genoss:innen unserer Solawi sein möchtet, zeichnet ihr für diese Saison “nur” Lieferverträge ohne die sonst übliche Vereinsmitgliedschaft im Solawi Superschmelz e.V. – Wir hoffen natürlich trotzdem, dass sich ganz viele von euch für einen Beitritt zur Genossenschaft entscheiden. Damit möglichst viele mitmachen können, wollen wir den obligatorischen Genossenschaftsbeitrag auch bewusst niedrig halten.
In einer Online-Infoveranstaltung am Samstag, 9. März haben wir unter anderem
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die wichtigsten Punkte aus der von unserer AG Genossenschaftsgründung und der Solawi-Planungsgruppe mit Unterstützung des Zentralverbands deutscher Konsumgenossenschaften erarbeiteten Satzung,
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die Möglichkeiten und Grenzen der künftigen Genossenschaft,
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die Vor- und Nachteile und die praktischen Auswirkungen einer Mitgliedschaft
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und unsere Wunschkandidat:innen für Vorstand und Aufsichtsrat vorgestellt
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und eure Fragen zum Thema beantwortet.
Hier gehts zur Video-Aufzeichnung der Veranstaltung.
Übrigens: Wir sind mit unseren genossenschaftlichen Bestrebungen nicht alleine. Es gibt in Deutschland bereits 24 Solawi-Genossenschaften und viele weitere, die bereits mitten im Gründungsprozess stecken. Die Solawi-Genossenschaften bilden eine eigenständige Arbeitsgemeinschaft im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft, um gezielter Informationen zu dieser Rechtsform zur Verfügung stellen zu können und die Vernetzung bestehender und neuer genossenschaftlicher Initiativen zu unterstützen. Auf ihrer Webseite findet ihr jede Menge Infos zum Thema, Portraits der einzelnen Solawi-Genossenschaften und auch einen eigenen Artikel, der sich mit den Vor- und Nachteilen der genossenschaftlichen Rechtsform für Solawis beschäftigt.
Text: Stefanie Engelbrecht & Wendelin Sandkühler
Foto: Nicole Laka