Ackerwissen Maschinenkunde: Der Mulcher
Letzte Woche gab es für manche Solawistas die letzten Reste des frostversehrten Grünkohls. Gezupft haben wir die krisseligen Blätter (und auch die ein oder andere Grünkohlblüte) von den Grünkohl-Strünken – rund einen Meter lange, harte und faserige Gewächse. Was passiert eigentlich mit diesen Strünken, wenn die Grünkohlzeit vorrüber und alles abgeerntet ist? Altgediente Solawistas munkeln, die seien anno dazumal durchaus alle einzeln (mit viel Ächzen) aus dem Boden gezogen und auf den Kompost verfrachtet worden…
Inzwischen behelfen wir uns, um der Strünke Herr oder Frau zu werden, aber längst – ihr ahnt es – mit einer Maschine. Diese hört auf den schönen Namen Mulcher und dient dazu, Pflanzen(-material) fein zu zerkleinern. Umgangssprachlich könnte der Mulcher deshalb ganz grob als eine Art Häcksler beschrieben werden. Frei schwingende Metall-“Schlegel” rotieren – vom Traktor angetrieben – um eine Walze und schlagen alles kurz und klein, was ihnen in den Weg kommt, durchaus auch mal Steine! Der Mulcher wird ganz knapp über der Erdoberfläche vom Traktor übers Feld gefahren und hinterlässt eine Schicht aus zerkleinertem Pflanzenmaterial. Eine Mulchschicht! Das Material sind oft Stängel, Strünke, Erntereste von Kohl- oder Maispflanzen und anderen Gemüsen, aber auch mal Gräser, Klee, Erbsen etc. (Gründüngungen) und im äußersten Notfall auch Unkräuter, die am Aussamen gehindert werden sollen (das nennen wir dann gerne “Schröpfschnitt”).
Verrotten Erntereste und Strünke nicht ganz von selbst? Doch, na klar! Allerdings kann das im Falle von Kohl- oder Zuckermais-Strünken viele viele (Sommer-)Monate dauern. In der Zwischenzeit klemmen sich die Hinterlassenschaften in die Sämaschine, verstopfen unsere Unkrauthacke und stören auf vielfältige Weise beim Aussäen, Pflanzen und Pflegen der nachfolgenden Pflanzen. Deshalb ist der Mulcher eine unverzichtbares Gerät in eigentlich jeder Gärtnerei. Sein Einsatz kommt auch dem Bodenleben zugute. Die Bodenlebewesen ernähren sich ja auch von Pflanzenresten – egal ob extra als “Futter für den Boden” angebaute Gründüngung (z.B. Kleegras-Mischung) oder Wurzel-, Blatt- und Stängelreste von Gemüse. Durch den Mulcher wird all dies für das Bodenleben viel leichter und schneller verwertbar – quasi mundgerecht aufbereitet mit 500 Umdrehungen pro Minute.
Text und Fotos: Wendelin Sandkühler