Ackerwissen: Gutes Gemüse – gute Arbeitsbedingungen?!
Auch in der Bio-Branche ist es beileibe keine Selbstverständlichkeit, dass ein gutes Produkt auch unter guten Bedingungen erzeugt wird. Gerade und auch im (Bio-)Gemüsebau müssen die allermeisten Menschen, die unsere Nahrung erzeugen, hart schuften – und das für wenig Geld.
„Schlecht bezahlte Knochenjobs“ – so fasst die Journalistin Theresa Bäuerlein das Arbeiten in der Landwirtschaft in einem lesenswerten Artikel zusammen. Keine andere Berufsgruppe arbeitet so viel, im Schnitt rund 48 Stunden pro Woche. Das Durchschnittsgehalt, alle studierten und ausgebildeten angestellten Fachkräfte mitgerechnet, liegt in etwa auf dem Niveau des Azubi-Gehalts bei Aldi.
In der Solawi bekommen alle Gärtner*innen – ebenso wie die Menschen in der Verwaltung und in der Logistik – 20 Euro Brutto-Stundenlohn. In Teilzeit zu arbeiten ist in der Solawi keine Ausnahme, sondern die Regel. Die Gärtner*innen müssen also keine 12-Stunden-Schichten oder Sechs-Tage-Wochen schieben. Teamwork wird großgeschrieben und Arbeitszeiten und Verantwortungsbereiche können weitgehend frei gewählt werden.
Und weshalb empfehlen wir als (kleinbäuerliche) Solawi hier einen Artikel mit dem Titel „Agrarwende dank kleiner Bauern? Das klappt nicht“? Im Artikel wird der Vorschlag gemacht, sich zusammenzuschließen, um hochwertige Lebensmittel möglichst direkt, unkompliziert und günstig unter die Leute zu bringen. Schade, dass im Artikel das Solawi-Konzept nicht erwähnt wird, denn wir finden dass auch dieses Modell ein Ausweg sein kann aus dem geschilderten Dilemma der nachhaltigen Landwirtschaft als „etwas, für das Menschen sich aus Liebe zur Sache selbst ausbeuten.“
In unserer Solawi verteilen wir Risiken wie Ernteausfälle, sinkende Preise etc. auf die Schultern aller Mitglieder – und wir verteilen alles, was essbar ist und von unseren Feldern kommt. Auch in klein, riesig, krumm oder mit Blüte; in Zeiten der Schwemme und der Knappheit. Und das möglichst direkt ohne Aufwand für Werbung, Vermarktung, Ladenmieten, Verkaufspersonal, Verpackung etc.
Landwirtschaft, Gärtnern, Gemüse ausliefern – dank der Solawi-Mitglieder ist das für uns längst das, was im Artikel als fernes Ideal beschrieben wird, eine „attraktive Berufsoption“. Gute Arbeitsbedinungen und Solidarische Landwirtschaft, das ist hoffentlich deutlich geworden, gehören für uns untrennbar zusammen.

Text und Foto: Wendelin Sandkühler