
Ackerwissen: Blumenkohl im Frühjahr?
Kürzlich haben wir unseren Ende Juli gepflanzten Porree gejätet. Das lohnte sich in diesem Fall besonders, denn geerntet werden soll das Lauchgemüse erst kommendes Frühjahr. Der Porree ist unser bisher einziges klassisches Überwinterungsgemüse. Je weniger Konkurrenz ihm Vogelmiere und Co. in den nächsten Monaten machen – denn die wachsen auch im Winter langsam aber stetig weiter -, desto dicker werden die Porree-Stangen im April sein. Dank spezieller Überwinterungs-Sorten gibt es so schon früh im Jahr regionalen Porree, ganz ohne Gewächshaus und selbst ohne Wärmevlies-Abdeckung.
Eine Kunst für sich: Doku zu überwinterndem Blumenkohl
Nach dem selben Prinzip lässt sich u.a. auch Blumenkohl anbauen – im Hochsommer gepflanzt, im April geerntet. Anders als beim Porree ist der überwinternde Anbau von Blumenkohl aber eine Kunst für sich. Zu einer gewissen Meisterschaft hat es hier die GartenCoop, eine Solawi aus Freiburg gebracht. Im außergewähnlich milden örtlichen Klima wird dort seit vielen Jahren Blumenkohl über den Winter angebaut und im Frühjahr für die Solawistas geerntet. Einen Einblick in diese gärtnerische Kunst vermittelt eine gut halbstündige Dokumentation, die wir wärmstens empfehlen, weil sie zusätzlich einen spannenden Einblick in die Gewinnung von Gemüse-Saatgut und sogar in die Erhaltung gefährdeter Sorten gibt. Beim Überwinterungsblumenkohl gibt es nämlich nur noch eine samenfeste Sorte und die ist akut vom Aussterben bedroht. Samenfeste Sorten stehen im Gegensatz zu moderneren Hybrid-Züchtungen und werden von Bio-Gärtnereien und Solawis oft bevorzugt (mehr dazu in einem kommenden Ackerwissen).
Außerdem bietet der Film en passant einen kleinen Einblick in die Anzucht von Gemüsejungpflanzen, einen ganz eigenen Arbeitsbereich, in dem es u.a. auf Umsicht und Fingerfertigkeit ankommt, um z.B. tausende klitzekleine Setzlinge zügig zu vereinzeln (“Pikieren”).
Wer hat Erfahrungen mit Überwinterungsgemüse?
Übrigens haben wir auch mit Überwinterungsspinat bereits experimentiert, also spezielle Überwinterungssorten gesät mit dem Ziel, sie erst im März zu ernten. Leider waren die Ergebnisse bisher enttäuschend (oder unser gärtnerisches Geschick noch nicht groß genug).
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr (zuhause) schonmal Überwinterungsgemüse angebaut (also jenseits von mehrjährigen Klassikern wie Rhabarber oder Kräutern)? Schreibt uns gern eine kurze Mail mit euren Erfahrungen – vor allem, wenn ihr von norddeutschem Überwinterungsblumenkohl wisst! 😉 – an ackerteam-quellen@posteo.de.
Text & Bild (Blumenkohl aus dem Sommer :)): Wendelin Sandkühler