
Ackerwissen: Das Projekt “Gemüsekühlung”, Teil 2
Letzte Woche ging es im Ackerwissen um den Wunsch des Solawi-Anbauteams, auf Hof Quellen eine Kühlkammer für Lagergemüse zu installieren. Was geplant ist, welche Vorteile das haben könnte und was das kosten würde könnt ihr hier nachlesen. Diese Woche geht es um die Frage wie nachhaltig eine Gemüsekühlung ist – und um Alternativen zum Einbau einer Kühlkammer.
Welche Alternativen gibt es?
1. “Weiter so”: Dass es auch ohne professionelle Kühlung irgendwie geht, zeigt unser aus der Not geborenes Experiment der letzten Jahre, wobei wir bei unseren „Möhren im Schnee“ wohl nur dank der extrem milden Winter 2018/19 und 2019/20 in Summe bisher ohne riesige Verluste davongekommen sind. Dennoch wäre die Beibehaltung des Status quo – weiter Improvisieren ohne echtes Lager – ein denkbares Szenario.
2. “Weniger Lagergemüse”: Auch denkbar wäre, auf eine Lager-Lösung zu verzichten und weniger Lagergemüse anzubauen – dann gäbe es vielleicht Möhren nur bis Dezember, den letzten Kohlkopf im November usw. Die Solawistas müssten dann von Dezember bis April ihr Gemüse vermehrt woanders kaufen (und wir müssten die Stunden im Anbauteam etwas reduzieren).
3. Einmieten: Eine traditionelle Lagermöglichkeit, von der sicher viele schon gehört haben, ist die (Erd-)Miete. Dazu wird (in einem Erdloch) das Gemüse im Freien aufgeschichtet und mit Schutzschichten aus z.B. Sand, Stroh oder wärmendem Kompostvlies bedeckt. Wird Gemüse benötigt, muss ein Teil der Schutzschicht entfernt und später wieder aufgeschichtet werden. Das „Ausgraben“ bzw. Entnehmen des Gemüses (zur Arbeitserleichterung kann es vorher in Säcke portioniert werden) ist mit viel Handarbeit verbunden, besonders später in der Lagerperiode, wenn die Miete von Nagern heimgesucht wird… Zudem muss eine Miete je nach Umgebungstemperatur unter Umständen gekühlt (an warmen Herbst-/Frühlingstagen) oder leicht beheizt werden (bei starkem Frost), z.B. mit einem Gebläse. Hans-Hermann Meyer-Sahling, der in Hittfeld seit über 35 Jahren Möhren anbaut und lagert, erinnert sich heute mit Grausen an die ersten Jahre, in denen ausschließlich in Mieten gelagert wurde. Dennoch gibt es natürlich auch (meist kleinere) Betriebe, die für sich ein stimmiges Konzept mit Mieten-Lagerung gefunden haben.
4. Erdkeller: Einige Bio-Gärtnereien setzen auf Erdkeller als Lager. Ein solches in einen (künstlich aufgeschütteten) Hang hineingebautes Lager macht sich die natürliche Kühle des umgebenden Erdreichs zunutze. Der Gärtnerhof Oberreute beispielsweise im fernen Allgäu lagert mit einem eigens konzipierten Erdkeller seit Jahrzehnten diverse Wurzeln erfolgreich bis in den Mai hinein, ganz ökologisch ohne zusätzlichen Stromverbrauch. In unserer Gegend nutzt z.B. Hof Wörme einen Erdkeller (und parallel eine moderne Kühlkammer). An unserem Standort ist die Errichtung eines Erdkellers schwierig bis unmöglich. Zum Einen, weil wir als Solawi nur Unterpächter sind, was die Errichtung eines neuen Gebäudes schwierig macht. Zum Anderen und vor allem aber, weil auf Hof Quellen – der Name deutet es schon an – das Grundwasser bis auf 20 cm an die Erdoberfläche heranreicht. Damit wäre ein solches Bauprojekt wohl mit viel Beton und sorgfältiger Abdichtung verbunden. In jedem Fall wäre es viel teurer als eine klassische Kühlkammer.

Wie nachhaltig wäre eine Gemüsekühlung?
Hof Quellen verfügt über riesige Dachflächen voll mit Photovoltaik-Modulen. Je nach Witterung und Jahreszeit lässt sich damit ein zigfaches des Strombedarfs einer Gemüsekühlung decken. In jedem Fall könnte die Kühlung primär mit eigenem Solarstrom betrieben werden. Der höchste Strombedarf besteht ganz zu Anfang (im Oktober), wenn das Gemüse vom Feld heruntergekühlt werden muss, sowie zum Ende der Lagerperiode im Frühjahr wenn die Außentemperatur wieder steigt. Praktischerweise bestehen in beiden Zeiträumen realistische Chancen auf sonnige Tage. Durch die Beschränkung des Kühlungsbetriebs auf das kalte Halbjahr ist der Stromverbrauch überschaubar. Ein ganzjähriger Betrieb der Kühlung, zumal mit einer niedrigen Temperatur von z.B. 1°C, würde den Stromverbrauch explodieren lassen und ist deshalb keine Option für uns. Wir ernten im Sommer ja sowieso immer so frisch wie möglich!Wir wollen die Kühlung aus gebrauchten Isolierplatten bauen lassen. Was das Kühlaggregat betrifft favorisieren wir allerdings aufgrund von Energieeffizienz und Wartung ein Neugerät.
Ihr habt bis zum Ende gelesen und seid immer noch nicht müde? Uns interessiert eure Meinung zu unserem Projekt Kühlungsbau! Schreibt uns gern eine kurze Mail an ackerteam-quellen@posteo.de oder kommentiert unter dem Artikel.
Titelbild: Timo Knorr / Text: Wendelin Sandkühler
One thought on “Ackerwissen: Das Projekt “Gemüsekühlung”, Teil 2”
Hi, ich bin sehr dafür, Kühlung einzusetzen und damit das Jahr des A-Gemüses zu verlängern. Die schlechten Alternativen für mich als Mitglied wären Kauf von weit transportiertem oder von anderen Menschen in weniger durchdachten Kühlräumen gelagertem Gemüse.
Zwei Gedankenanstöße:
a. Funktioniert der Plan auch bei hohen Minusgraden? Meint: draußen kälter als im Kühlraum erwünscht
b. Wenn ein nagersicherer Raum im Sommer genutzt werden soll, könnte sich dort die Wärme stauen. Dann wäre doch der Einsatz der Kühlung im Sommer nötig, wenn auch nicht auf 1Grad runter.
LG
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