
Ackerwissen: Lupinenschrot – unser hofeigener Biodünger
Manche von euch kennen sie vielleicht vom Wegesrand oder aus dem Aufstrich-Regal im Bioladen: die wunderschön blühende Lupine. Eine tolle Pflanze, die locker eine 150cm lange Pfahlwurzel bildet und damit den Boden lockert. Sie kann Phosphor als Pflanzennährstoff aus tiefen Bodenschichten holen und für nachfolgende Pflanzen verfügbar machen. Und sie kann, wie alle ihre Verwandten aus der Pflanzenfamilie der Leguminosen, Stickstoff als wichtigsten Pflanzennährstoff aus der Luft aufnehmen – eine tolle ökologische Düngung (“Gründüngung”) des Bodens nur mithilfe von Pflanzen(-samen), Wasser, Sonne und Luft!

Bio-Gärtner und -Landwirtinnen freuen sich deshalb immer über Lupinen auf dem Feld. Zumal es auch vielfältige Verwendung für die getrockneten Körner der Lupine gibt. Diese können ähnlich wie Getreide per Mähdrescher geerntet und z.B. als Tierfutter verwendet werden. Oder für leckere vegange Aufstriche oder regionalen Lupinenkaffee (zu erwerben übrigens z.B.im Unverpacktladen in Buchholz). Oder, und jetzt wird es richtig interessant für unsere Gemüse-Solawi, in Form von Schrot oder Mehl als Dünger für nährstoffhungrige Pflanzen wie Kohl oder Tomaten.
Lupinensamen bestehen zu fast 5% aus Stickstoff und sind damit ein potenter Dünger. Sie enthalten circa zehnmal so viel Stickstoff wie Rindermist oder Komposte. Und selbst die gehaltvollsten Dünger, die im Bio-Anbau zugelassen sind, Haarmehlpellets (gemahlene Schweineborsten), Hornspäne (gemahlene Hörner und Hufe), Federmehl etc. enthalten mit maximal 14% Stickstoff gar nicht so viel mehr als die Lupinenkörner. Großer Vorteil der Lupine: sie lässt sich einfach vor Ort auf dem eigenen Hof anbauen – und sie stammt nicht aus der konventionellen Schlachtindustrie wie die genannten aber leider immer noch gängigen Dünger! (es gibt sogar Blut- und Knochenmehl als Dünger für Gärtner:innen)

In der Praxis funktioniert unsere Lupinendüngung so: Auf einem benachbarten Acker werden von unserem Verpächter, dem Biohof Quellen, Weiße Lupinen angebaut. Die Lupinenkörner werden per Mähdrescher gedroschen, am Hof gelagert und im folgenden Jahr mit einer kleinen Futtermühle zu Schrot bzw. grobem Mehl zerkleinert. Dieses feine Material streuen wir dann auf bzw. neben die Pflanzen, die eine Extra-Düngung brauchen, um wirklich schön zu werden, wie Rosenkohl, Gurken, Tomaten oder auch mal Kohlrabi, Sellerie oder Spinat.

Verteilt werden die zerkleinerten Lupinen händisch per Eimer. Im Anschluss hacken wir den Boden per Traktor und von Hand, dann ist der Dünger gleich eingemischt und entfaltet meist innerhalb weniger Wochen seine Wirkung, vorausgesetzt, es ist feucht und warm. Wir brauchen für unser Gemüse pro Jahr ca. 2000 bis 3000kg Lupinen als Dünger. In einen Eimer passen ca. 10kg, ein Beet ist meist 100m lang. Ihr könnt euch ausrechnen, dass das Düngen ganz schön viel Arbeit macht – und wir sehen hinterher meist ziemlich eingestaubt aus. Deshalb steht ein kleiner Düngerstreuer für den Traktor auf unserer Anschaffungsliste!

Übrigens eignen sich auch viele andere Leguminosenkörner (Samen) in zerkleinerter Form zum Düngen: Ackerbohnen (“Dicke Bohnen”), Erbsen, Wicken, Sojabohnen… Auf dem Biohof Quellen gedeihen die Lupinen am besten – und wir Gärtner:innen freuen uns riesig über 100% biologischen, pflanzlichen Dünger direkt vom Hof.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler
