Ackerwissen: Alleskönner Buchweizen
Gründüngungen – auch Zwischenfrüchte genannt – sind ein Herzstück des biologischen Anbaus. Sie beleben und schützen den Boden – manche lockern ihn auch effektiver als jede Maschine, manche produzieren “kostenlosen Dünger” aus der Luft. In dieser Ackerwissen-Serie stellen wir euch in loser Folge wichtige Zwischenfrüchte vor.
Der Echte Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ist als Gründüngungspflanze ein ziemlicher Alleskönner und ein treuer Helfer der Bäuerinnen und Gärtner. Ein wichtiger Grund dafür: Buchweizen funktioniert immer! Er keimt schnell und extrem zuverlässig, manche nennen ihn “das Radieschen unter den Zwischenfrüchten”! 😉 Alle, die schonmal Radieschen aber vielleicht auch langsamer keimende Pflanzen wie Möhren oder Zwiebeln ausgesät haben, werden verstehen wieso. Anders als beim Radieschen, das wirklich das ganze Jahr über gesät werden kann (im Winter besser in einem simplen Gewächshaus), sollte Buchweizen erst nach dem letzten Frost in den Boden. Dafür keimt er auch bei großer Trockenheit!
Diese Eigenschaft, zu keimen, wenn alle anderen Samen (außer ein lästiges Beikraut namens “Melde”/Weißer Gänsefuß) auf Wasser warten oder frisch gekeimt wieder vertrocknen, macht ihn zu einem idealen Partner für andere Pflanzen. Den der garantiert und schnell keimende Buchweizen beschattet erstmal den Boden, verhindert eine weitere Austrocknung und verhilft damit anderen Pflanzen zu einer Chance, ebenfalls und ganz in Ruhe zu keimen und zu wachsen. Dazu trägt insbesondere auch seine Blattform bei. Die Blätter stehen ziemlich genau horizontal zum Boden und sind relativ groß – ideal für eine gute Schattenwirkung.
In vielen Blühmischungen ist Buchweizen ein unverzichtbarer Bestandteil: er keimt und wächst als erstes, in seinem Schatten wächst alles andere heran; da der Buchweizen sehr schnellwüchsig ist, kommt er bald auch schon zur Reife, wird ganz dünnd und strohig und schafft Platz und Licht für andere Pflanzen wie z.B. Phacelia (Bienenweide), Sonnen- oder Ringelblumen in der Blühmischung. Wird der Buchweizen in der Mischung zu dominant, kann er auch abgesenst oder abgemulcht werden, um den anderen Pflanzen mehr Licht zu geben.
Der Buchweizen ist als schnellkeimender Bodenbedecker auch für den Boden im Sommer eine Wohltat: der bleibt länger feucht, ist weniger Erosion durch Hitze und Wind ausgesetzt und hat eine viel bessere Bodenstruktur – genannt “Schattengare”. (Nebenbei ist er durch die Durchwurzlung auch gegen Starkregen besser geschützt)
Buchweizen gehört der Pflanzenfamilie der Knöterichgewächse an und damit keiner der typischen Familien der gängigen Gemüse- und Ackerbaufrüchte. Pflanzen aus “seltenen Familien” sind insbesondere bei Gärtner:innen immer sehr beliebt, weil die meisten Krankheiten und Schädlinge sich auf bestimmte Pflanzenfamilien spezialisieren. Je mehr verschiedene Familien abwechselnd angebaut werden, desto gesünder ist das in der Regel für Boden und Pflanzen. Die einzigen gängigen essbaren Verwandten des Buchweizens sind hierzulande der Rhabarber (der meist viele Jahre an einem Platz steht) und der Sauerampfer.
Buchweizen eignet sich aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit auch als kurze Zwischenfrucht im Sommer, wenn im Juni oder Juli zwischen dem Abernten und dem Neubepflanzen einer Fläche mindestens 4, besser 5-6 Wochen Zeit sind, lohnt es sich schon, Buchweizen einzusäen. Auch im Herbst lohnt es sich noch, Buchweizen zu säen, obwohl er beim ersten richtigen Frost abfriert. Im September gesät erreicht er vor dem Winter meist noch eine stattliche Größe. Ist er groß genug abgefroren, bedeckt er mit seinen abgestorbenen Pflanzenresten den Boden mit einer nützlichen Schutzschicht für den Winter.
Natürlich kann Buchweizen auch bis zur Reife auf dem Feld bleiben, per Mähdrescher gedroschen, gereinigt und maschinell geschält werden. Aus dem Mehl (Heidemehl genannt) können allerlei leckere Dinge hergestellt werden – z.B. Torten im Cafe im Schafstall im Büsenbachtal oder Galletes, die bretonische Variante der Crêpes.
Text und Fotos: Wendelin Sandkühler