Ackerwissen Maschinenkunde: Die Fräse
Ein klassisches Gerät zur Bodenbearbeitung in sehr vielen Gärtnereien ist die Fräse. Ihre scharfen Messer werden vom Traktor auf mindestens 500 Umdrehungen pro Minute beschleunigt und rotieren im Idealfall flach durch den Boden. Die Fräse ist insbesondere bei vielen Bio-Praktiker*innen umstritten, denn ihre Wirkung ist recht brachial: Sie zerkleinert, schneidet ab, zerkleinert, wirft durch die Luft… und das alles in höllischem Tempo! Das kann sich negativ z.B. auf Regenwürmer auswirken, vor allem aber nimmt die Fräse dem Boden viel von seiner natürlichen Struktur, indem sie stabile, von Wurzeln umschlossene Klumpen zerkleinert. Wer es mit dem Fräsen übertreibt, muss aufpassen, nicht nach wenigen Jahren in viel zu pulvrigem lockerem Boden zu gärtnern, der kaum Wasser hält, viel unattraktiver für das Bodenleben und damit auch weniger fruchtbar für die Pflanzen ist.
Diese Nachteile müssen jedoch zum Einen…
- … abgewogen werden gegen die alternativen Bodenbearbeitungsformen, die gewährleisten, dass massive Erntereste und Wurzeln (z.B. von Rosenkohl oder Zuckermais!), Zwischenbegrünungspflanzen (Gründüngungen) oder gar unerwünschte Beikräuter rechtzeitig und ausreichend zerkleinert oder zumindest beseitigt werden, damit ein (wenigstens einigermaßen) sauberes Beet zum Säen oder Pflanzen entsteht. Die große Alternative zur Fräse ist hier vor allem der Pflug, der jedoch wieder andere Nachteile mit sich bringt.
- … zum Anderen besteht die Möglichkeit – und das war und ist beliebte Praxis – den Boden viele Monate im Jahr nackt zu lassen, nach der Abernte werden die Pflanzenreste zerkleinert (meist mit dem Mulcher – ihr erinnert euch?), solange es warum und wüchsig ist wird alle paar Wochen flach mit dem Grubber bearbeitet, um Unkraut in Schach zu halten, den Winter über passiert sowieso kaum etwas im Boden… Mit dieser Methode bleibt der Acker einfach so lange nackt und schwarz, bis es wieder Zeit für Gemüse ist, welches dann ein ziemlich sauberes Beet vorfindet, das nur noch leicht und ganz flach mit einer Egge bearbeitet werden kann vor der Aussaat oder Pflanzung (die Egge stellen wir auch bald vor! ;)). Nachteil dieser Praxis: In den Monaten, in denen der Boden “schwarz liegt”, verhungert immer wieder aufs neue das Bodenleben, das auf Wurzeln angewiesen ist.
- … schließlich gibt es die Möglichkeit – und diesen Weg versuchen wir einzuschlagen -, den Boden aktiv zu füttern und zu päppeln, also möglichst häufig begrünt und durchwurzelt zu halten, auch wenn kein Gemüse darauf steht. So kann die Fruchtbarkeit gesteigert werden. Das Dilemma ist nur: Je üppiger die Pflanzen der zwischenbegrünung, desto schwerer sind sie wieder “tot zu kriegen”, um ein ausreichend sauberes Beet für frisches zartes Gemüse herzustellen. Und womit kriegt man eine schöne lebendige Gründüngung tot? Eigentlich nur mit Pflügen – oder Fräsen!
Ein sauberes Beet ist übrigens kein Selbstzweck, sondern allein schon deshalb Notwendigkeit, damit gar nicht oder nur halb abgestorbene Vorgängerpflanzen dem Gemüse nicht zur Konkurrenz werden und es regelrecht ‘ersticken’. Alle fleißigen Jäte-Helfer*innen vom vorletzten Wochenende konnten sich vermutlich ein Bild davon machen, wie schnell es sehr sehr eng für das Gemüse werden kann, wenn alte Pflanzen wieder durchwachsen. Besonders gefährlich ist das deshalb, weil diese Pflanzen ja schon Vorsprung haben, zwar gestört aber eben noch (in Teilen) vital und fest verwurzelt sind bzw. je nach Wetter schnell wieder anwachsen. Sie werden also im Verhältnis zum Gemüse viel schneller groß und dominant als all die Millionen Unkrautsamen, die natürlich auch immer keimen. Diese klassischen, ‘frischen’ Unkräuter lassen sich durch cleveres Hacken recht gut in Schach halten. Mehr zu unseren “Hackmaschinen” bald hier im Ackerwissen 😉
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler
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