Ackerwissen: Ein äußerst mäßiges Mais-Jahr
Wir Gärtner:innen lieben Zuckermais – im Kochtopf, über dem Feuer, aus dem Ofen oder einfach so roh geknabbert. Geht es ums Anbauen und Ernten der süßen Kolben sind wir uns schon nicht mehr ganz so einig: manche jubeln bei der Vorstellung, den ganzen Herbst lang wöchentlich ein paar tausend Kolben zu ernten. Für andere ist das eher ein Horror-Szenario an. Denn die Ernte im Mais-Dschungel kann ganz schön ermüdend sein.
Auch ihr Solawistas seid beim Thema Zuckermais gespalten. Manche lieben ihn, aber er gehört eindeutig nicht zu den absoluten Gemüse-Lieblingen. Einige sind auch überfordert, wenn es plötzlich 5 oder 6 Kolben in einer Woche gibt und wünschen sich weniger Mais.
Insbesondere die Mais-Liebhaber:innen haben es sicher schon bemerkt: 2023 war ein schlechtes Mais-Jahr auf unserem Acker. Wir konnten insgesamt nur gut 4000 Kolben ernten – und es werden nur noch wenige 100 Restexemplare folgen. Eine ähnlich dürftige Ernte haben wir bisher nur im trockenen Chaos-Sommer 2018 eingefahren. Insbesondere in den vergangenen drei Jahren konnten wir deutlich üppigere Mais-Mengen verteilen: 2020 wurden insgesamt 12.000 Stück ausgeliefert, 2021 gar 16.000 Stück (in diesem Ackerwissen-Beitrag von 2021 deutet es sich schon an) und 2022 8600 Stück.
Zur schlechten Mais-Ernte in diesem Jahr hat vor allem der nasse Sommer beigetragen. Für den Zuckermais, der auf einem feuchten Standort stand, war es einfach zu viel der (Stau-)Nässe. So sind die Pflanzen klein gelieben (wie ihr hier sehen könnt), haben teilweise gar keinen Kolben produziert – oder hatten nicht genug Kraft, um die Kolben zur Reife zu bringen. Zusätzlich wurde das Mais-Wachstum durch jede Menge Unkraut gehemmt, welches wir normalerweise mit dem Traktor per Hacke und Striegel im Zaum halten. Die permanente Nässe von Ende Juni bis Mitte August ließ das Unkraut auf dem sowieso immer sehr feuchten diesjährigen Maisacker explodieren; zugleich war der Boden zu nass für effektives Arbeiten mit dem Traktor. Und eine Regulierung per Hand – hackend oder jätend – wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Abgesehen davon hätte sie auch eher einer Schlammschlacht gegelichen.
Besonders viel ungewollte Pflanzenkonkurrenz hatte unser gesäter Mais, der sich von Anfang an kaum durchsetzen konnte. Besser erging es dem gepflanzten Mais – ärgerlich nur, dass wir ausgerechnet in dieser Saison die Zahl der Jungpflanzen um zwei Dittel reduziert und uns erstmals seit 2018 wieder an eine Mais-Aussaat gewagt hatten.
Warum stand der Mais überhaupt auf einem so feuchten Acker? Tja, feuchte Ackerstücke bringen im Sommer oft bessere Erträge, weil sie viel langsamer austrocknen. Normalerweise ist Mitte/Ende Mai, wenn der Mais in den Boden kommt, der Boden trocken genug, um pflanzen, säen und Unkraut hacken zu können. Gleichzeitig ist auf einem nassen Ackerstück dann noch genug Feuchte im Boden, um die Pflanzen viele Wochen lang gleichmäßig zu versorgen, während 100 Meter weiter auf einem trockenen Stück oft schon bewässert werden muss.
Für 2024 planen wir den Mais auf einem trockeneren Stück Land. Und wir versuchen immer stärker, die zunehmenden Wetterextreme bei der Planung gleich mitzudenken.
Was ist für euch eine ideale Menge an Zuckermais pro Woche oder Saison? Sollten wir mehr oder weniger davon anbauen als bisher? Schickt uns gerne ein kurzes Feedback per Mail an ackerteam-quellen@posteo.de und helft uns, auf dem langen Weg zum Mais-Masterplan langsam aber sicher ein Stück vorwärts zu kommen!
Ihr liebt Mais und wollt selbst welchen im (Schreber-)Garten anbauen?
Unbedingt! Wir empfehlen für einen wunderbar maisigen Herbst mit regelmäßigem Erntegenuss 3-4 Aussaaten oder Pflanzungen zwischen Anfang Mai und 20. Juni – jeweils im Abstand von ca. zwei Wochen.
Text und Fotos: Wendelin Sandkühler