
Ackerwissen: Voll verdichtet

– je trockener der Boden, desto größer dürfen die Lasten sein, je nasser, desto mehr geht bei schweren Überfahrten kaputt;
– je breiter die Reifen eines Treckers und je geringer der Luftdruck, desto besser für den Boden;
– jeder Quadratmeter Acker, der nicht oder nur selten befahren wird, zählt. Ebenso jedes Kilo weniger Gewicht. Wenn es um Tonnen geht, gilt das umso mehr – ein moderner Mähdrescher wiegt leer um die 20 Tonnen, ein großer Trecker um die 10; unsere beiden Solawi-Traktoren schneiden da mit ca. 2,5 bzw. max. 3,5 Tonnen noch sehr gut ab, haben allerdings auch schmale Reifen, weil wir sonst nicht durch unsere kleinen Gemüsebeete passen.

Wird der Boden durch zur große Lasten zusammengequetscht, vor allem wenn er nass ist, entstehen Verdichtungsschäden, die sich zwar später und bei trockenem Wetter mit Bodenbearbeitungsgeräten wie dem Grubber wieder auflockern lassen, so dass oberflächlich nichts mehr zu sehen ist – aber dieser Eindruck kann oft täuschen. Denn zum Einen können durch zu hohe Lasten Verdichtungen im unteren Boden entstehen. Eine solche “Verdichtungssohle” merkt man, wenn man einen dünnen Metallstab (Bodensonde genannt) in den Boden steckt – ab einem bestimmten Punkt geht es plötzlich viel schwerer.
Zum Anderen zerstört die Verdichtung durch unsachgemäßes Bearbeiten und Befahren auch die Mikrostruktur des Bodens: Abermilliarden stabile Bodenkrümel aus mineralischen Teilchen (Ton oder Sand) und organischen Teilchen (Humus) werden qequetscht, Luft, Wasser und Nährstoffe können sich im Boden nicht mehr gut bewegen – miese Bedingungen für die unverzichtbaren Bodenlebewesen und natürlich auch für alle Pflanzen.

Diesen Winter konnten wir die Unterschiede zwischen verdichtetem Boden und Boden mit intakter Struktur besonders gut beobachten, weil es so außergewöhnlich nass war. Auf dem Wurzelacker bildeten sich Pfützen genau auf den Beeten, wo wir die Petersilienwurzeln mit dem großen Traktor per Erntemaschine geerntet hatten. Der Traktor war nur mittelgroß und -schwer, aber jeder Quadratzentimeter wurde überfahren. Auf den Fotos seht ihr den eindrucksvollen Vergleich – die Flächen, wo das Wasser einwandfrei abfließt, haben wir nur mit unserem kleinen Traktor gelockert und von Hand geerntet. Außerdem hat dort durch die schonende Ernte mehr von unserer Untersaat überlebt, was den Boden bewachsen hält und gegen Erosion und Verdichtung stabilisert.
Noch schlimmer hat es die ersten Meter des letztjährigen Kartoffelackers erwischt: Da der Kartoffel-Vollernter und die Anhänger dort häufig fahren und wenden mussten, wurde der Boden so verdichtet, dass dort mehrere Monate lang das Wasser stand – und wir im Januar Schlittschuh laufen konnten.
Text und Bilder: Wendelin Sandkühler